Die Zahl der Hausärzte steigt allmählich

Berlin – Die Zahl der Allgemeinärzte steigt allmählich an. Dazu haben neben der finanziellen Förderung von Weiterbildungsstellen in Praxen und Krankenhäusern auch bessere Weiterbildungsstrukturen beigetragen. Dieses Fazit zogen Experten heute bei der Pre-Conference „Versorgungsregionen entwickeln – ärztlichen Nachwuchs gewinnen“, die die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) im Rahmen ihres Sicherstellungskongresses in Berlin veranstaltete.
Seit 2010 nimmt die Zahl der Facharztanerkennungen in der Allgemeinmedizin zu, von 1.085 auf 1.567 im vergangenen Jahr. Das geht aus der Ärztestatistik der Bundesärztekammer hervor. Dazu beigetragen haben nicht zuletzt Weiterbildungsverbünde, die Kompetenzzentren Weiterbildung, die Koordinierungsstellen Allgemeinmedizin, aber auch Qualitätszirkel.
Die Vernetzung helfe dabei, die Weiterbildung zu strukturieren und zu gestalten, sagte Antje Koch, die in der Ärztekammer Berlin die Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin leitet. Die Mitarbeiter dort dienten sowohl Ärzten in der Weiterbildung als auch Weiterbildungsbefugten als Ansprechpartner.
So berate die Koordinierungsstelle beispielsweise über Fragen der finanziellen Förderung von Weiterbildungsstellen, aber auch wenn bei einem geplanten Umzug Probleme drohten, weil in den Ärztekammern unterschiedliche Weiterbildungsordnungen gelten. „Hier gilt es, bei den Wechslern ein Problembewusstsein zu schaffen“, sagte Koch. Für die Weiterbildungsbefugten biete die Koordinierungsstelle zudem Train-the-Trainer-Seminare an.
Kommunen präsentieren sich dem Nachwuchs
In Baden-Württemberg seien 28 Prozent der Hausärzte älter als 60 Jahre, sagte Lisa Rüttiger, Personalentwicklerin im Klinikum Mittelbaden. Das Bundesland gehörte zu den ersten, die angesichts des drohenden Hausärztemangels die Weiterbildung im Verbund förderten.
Im Weiterbildungsverbund Mittelbaden haben sich Rüttiger zufolge zwei kommunale Krankenhäuser und 20 Hausarztpraxen aus der Region zur Kooperation verpflichtet. So stellten beispielsweise die Praxen auf der Homepage des Verbundes ihr Profil sowie offene Stellen ein. Um junge Ärzte in die Region zu locken, veranstalte man seit 2017 sehr erfolgreich den sogenannten Landtag Allgemeinmedizin, bei dem sich Städte und Gemeinden dem Nachwuchs präsentierten.
Für ihre Klinik sei der Weiterbildungsverbund mit seinen Angeboten wie Schulungen, Fortbildungen und Mentoring auch ein Teil des Personalmarketings, betonte Rüttiger. Im Kampf gegen den Ärztemangel sei aber auch die Politik gefordert. So müsse über die Einführung von Quoten für Land- und Hausärzte nachgedacht werden.
Kompetenzzentren Weiterbildung (KW) gibt es nach Auskunft von Monika Sennekamp vom KW Hessen inzwischen bundesweit. In ihrem Bundesland sei das Zentrum an zwei Standorten an den Universitäten Frankfurt und Marburg jeweils an den dortigen Lehrstühlen für Allgemeinmedizin angesiedelt.
„Wir versuchen damit, einen möglichst nahtlosen Übergang von der Aus- in die Weiterbildung zu schaffen“, erklärte Sennekamp. Da sei es von Vorteil, wenn das KW an die Universität angebunden sei. Fortbildungsseminare für die Ärzte in Weiterbildung, Train-the-Trainer-Seminare für die Befugten und Mentoringangebote würden in Hessen gut angenommen.
„Wir verzeichnen seit Jahren eine kontinuierliche Steigerung der Zahl der Teilnehmer“, sagte Sennekamp. Die Maßnahmen tragen offenbar dazu bei, dass, dem bundesweiten Trend folgend, auch in Hessen die Zahl der Facharztanerkennungen in der Allgemeinmedizin steigt, von 78 im Jahr 2013 auf 132 im Jahr 2018. Das habe dazu geführt, dass man das Angebot der KW auf deren Wunsch hin auch für angehende Kinderärzte geöffnet habe.
Für attraktive Weiterbildungsbedingungen angehender Hausärzte sorgt Peter Deinlein in einem Qualitätszirkel, der sich speziell an Weiterbildungsassistenten richtet. Dort würden überwiegend Themen aus der Versorgungsrealität besprochen, praxisnah und pharmafrei, sagte der Hausarzt aus dem bayerischen Kemnath.
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