DRK: Nach Rettung und Bergung wird psychologische Betreuung wichtiger

Mainz – Die psychologische Betreuung im Katastrophengebiet rückt rund eine Woche nach der Sturzflut an der Ahr nach Einschätzung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in den Vordergrund.
Mehr als 160 Fachkräfte unter den rund 3.000 DRK-Einsatzkräften aus 14 Landesverbänden kümmern sich in den betroffenen Gebieten in Rheinland-Pfalz zurzeit um die psychosoziale Notfallversorgung (PSNV), wie der Vorstand des DRK-Landesverbands, Manuel Gonzalez, gestern mitteilte. Unterstützt werden sie von kirchlichen Seelsorgern.
Es gebe ein großes Bedürfnis der Menschen im Katastrophengebiet, über das erfahrene Leid zu sprechen, sagte der Rotkreuz-Helfer Dietmar Breininger aus Ludwigshafen.
Die PSNV-Kräfte begleiten auch Menschen zur Identifizierung von Angehörigen und zeigen Möglichkeiten zum Abschiednehmen auf. „Ich bin über 30 Jahre beim Roten Kreuz“, sagte Breininger. „Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass so etwas in Deutschland passiert.“
Aktuell gebe es auch zunehmend Gesprächsbitten von Einsatzkräften, sagte Breininger. „Diese treffen auf Menschen, die das Unglück nicht überlebt haben, auf Menschen, die nicht mehr als Mensch erkennbar sind, auf Leichenteile.“ Für Helfer aller Organisationen richtete das DRK eine Hotline zur Vermittlung von psychologischer Betreuung ein.
Für die medizinische Versorgung hat das DRK zwei Lastwagen mit Aufleger im Einsatz, die als mobile Arztpraxis eingerichtet wurden und Räume für Diagnostik und Behandlung bieten. „Wir sind nicht immer an die Patienten herangekommen, weil Wege unzugänglich sind“, sagte der Mainzer Arzt Dieter Burchert. „Wir sind da und kommen nicht ran, das ist eine unglaubliche Ohnmacht.“
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