Druck bei Darmkrebsvorsorge erhöht
Berlin – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will erreichen, dass durch Masseneinladungen möglichst schnell mehr Männer und Frauen zur Darmkrebsvorsorge bewegt werden. „Im Laufe des Jahres müssen die entsprechenden Entscheidungen auf den Weg gebracht werden“, sagte der CDU-Politiker gestern Abend anlässlich der Verleihung der Felix Burda Awards zur Darmkrebsprävention. Spahn sagte, es müsse zügig festgelegt werden, wer wann und unter welchen Bedingungen eine Einladung erhalte.
Konkrete Maßnahmen für eine verbesserte Darmkrebsvorsorge noch in diesem Jahr mahnte gestern auch der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, Otmar Wiestler an. „Auf diesem Gebiet der medizinischen Vorsorgeprogramme müssen wir dringend unsere Aktivitäten verstärken“, sagte er. Er schlug als ersten konkreten Schritt vor, endlich das bereits vor längerer Zeit beschlossene Einladungsverfahren für die Darmkrebsvorsorge umzusetzen.
Grund für die mahnenden Worte ist auch ein erheblicher Zeitverzug bei der Umsetzung politischer Beschlüsse. 2013 hatte sich der Bundestag im Krebsfrüherkennungsgesetz auf ein Screening-Programm festgelegt. Dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) liegt seit Ende 2016 ein Entwurf vor, alle Männer ab 50 Jahren und alle Frauen ab 55 Jahren zu einer von den Kassen bezahlten Darmspiegelung einzuladen. Eine Entscheidung wurde bisher nicht getroffen.
Ab 50 beziehungsweise 55 Jahren haben Versicherte derzeit einen Anspruch auf Vorsorge-Untersuchungen, die die Krankenkasse bezahlt. Experten beklagen jedoch, dass in Deutschland zu wenige Menschen an den Tests teilnehmen. Gezielte Anschreiben sollen mehr Männer und Frauen dazu animieren. Darmkrebs ist eine der häufigsten Tumorerkrankungen in Deutschland. Mehrere tausend Todesfälle pro Jahr könnten durch verbesserte Vorsorge verhindert werden, schätzen Fachleute.
Insgesamt starben laut Helmholtz-Gemeinschaft 2015 rund 25.000 Menschen in Deutschland an Darmkrebs. Wenn alle Menschen ab 50 beziehungsweise 55 Jahren zur Darmspiegelung gingen, könnten bis zu 90 Prozent dieser Todesfälle verhindert werden, hieß es.
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