Medizin

Eltern autistischer Kinder verbringen weniger Zeit miteinander

  • Dienstag, 4. April 2017

Madison – Eine neue Studie des Waisman Center der University of Wisconsin-Madison un­tersucht die täglichen Erfahrungen von Eltern mit autistischen Kindern. Die Studie soll ein detaillierteres Bild der Stärken und Verletzlichkeiten eines Paare geben, das ein Kind mit einer solchen Störung großzieht. Ziel ist, Herausforderungen der Partnerschaft von El­­tern eines Kindes mit autistischer Störung besser zu bewältigen. Das Team veröffent­lich­te seine Ergebnisse im Journal of Autism and Develpomental Disorders (doi:10.1007/s10803-017-3088-2).

Vorherige Studien hatten gezeigt, dass Paare, die ein Kind mit ASS großziehen im Schnitt ein höheres Risiko haben, sich scheiden zu lassen und verglichen mit Paaren, die sich normal entwickelnde Kinder haben, insgesamt weniger zufrieden mit ihrer Ehe sind.

Sigan Hartley, die Hauptautorin der Studie, betonte, dass es bisher an detaillierten For­schungsergebnissen bezüglich des alltäglichen Leben dieser Paare mangelt. Um diese Lücke zu füllen, untersuchten die Wissenschaftler die täglichen Erlebnisse von 174 Paa­ren, die ein Kind mit einer Form von autistischer Störung haben, so wie eine Kontroll­gruppe mit 179 Paaren mit normalentwickelten Kindern. Jeder Partner führte zwei Wo­chen lang separat täglich Tagebuch, in dem er oder sie dokumentierte, wie viel Zeit die Partner miteinander verbracht haben, wie unterstützt sie sich in ihrer Lebenssituation fühlten und welche positiven und negativen Interaktionen es in der Partnerschaft gab.

Laut der Forscher tragen diese Dokumentationen deutlich dazu bei, besser zu versteh­en, wie Partnerschaften durch ein Kind mit ASS verändert werden. Anhand der Daten stell­te das Team sowohl Stärken, als auch Schwächen eines Paares mit einem Kind, dass an ASS leidet heraus. Letztere verbrachten am Tage im Schnitt 21 Minuten weniger Zeit mit ihrem Partner als Paare mit einem sich normal entwickelnden Kind. Weniger Zeit zu­sammen zu verbringen könnte laut den Wissenschaftlern erklären, warum Eltern von Kin­dern mit ASS berichteten, weniger Nähe zu ihrem Partner zu empfinden, als die Eltern der Kontrollgruppe.

Zudem berichtete die ASS Gruppe über weniger positiv konnotierte Interaktionen mit ih­rem Partner wie zusammen zu lachen, ein bedeutungsvolles Gespräch zu führen, oder in­tim zu sein. Eltern von Kindern mit einer autistischen Störung haben in ihrer Zeit mehr Anforderungen zu erledigen.

Andererseits zeigten Eltern von Kindern mit ASS verglichen mit den Eltern normal entwickelnder Kinder keine größere Zahl an negativen Interaktio­nen, wie kritische Kommentare oder Vermeidung der Begegnung mit dem Partner. Diese Paare fühlten sich ebenso unterstützt durch ihren Partner wie die Paare der Kontroll­gruppe. Die Arbeitsgruppe betont, dass es besonders wichtig ist, die Partnerschaft der Eltern autistischer Kinder zu fördern. Dies helfe nicht nur den Eltern, sondern auch ihren Kindern.

hil

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