Politik

Engpässe bei Tests auf SARS-CoV-2 in Deutschland

  • Freitag, 21. August 2020
/picture alliance, NurPhoto, Rehman Asad
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Berlin – Die immens gestiegene Zahl von Tests auf das Coronavirus SARS-CoV-2 führt zu Kapazi­tätsproblemen. In der Woche vom 10. bis 16. August hätten die teilnehmenden La­bore einen Rückstau von 17.142 abzuarbeitenden Proben angegeben, heißt es im aktu­ellen „Epidemiologischen Bulletin“ des Robert Koch-Instituts (RKI). 41 Labore hätten Lie­ferschwierigkeiten für Reagenzien genannt.

Die Probleme könnten zu Verzögerungen bei der Abklärung möglicher SARS-CoV-2-Infek­tionen führen – und damit auch bei der Einleitung von Schutzmaßnahmen durch die Ge­sundheitsämter. „Es erscheint deshalb geboten, den Einsatz der Tests im Hinblick auf den angestrebten Erkenntnisgewinn in Abhängigkeit freier Testkapazitäten zu priorisieren“, schreibt das RKI.

Die Zahl veranlasster Tests war zuletzt immens gestiegen, unter anderem wegen der Test­pflicht für Reiserückkehrer aus Risikogebieten. Waren es nach RKI-Daten in der Kalender­woche 31 vom 27. Juli bis 2. August noch rund 578.000, lag die Zahl zwei Wochen später schon bei mehr als 875.000. In der Woche vom 20. bis 26. April hatte die Zahl der Tests noch bei rund 364.000 gelegen.

Verbrauchsmaterialien und Reagenzien würden in den Laboren unter anderem wegen be­grenzter Haltbarkeit nur für kurze Zeiträume bevorratet, hieß es vom RKI. Zudem bestehe bei einigen Produkten eine starke Abhängigkeit von einzelnen Herstellern. Bei weiter stei­gender Testzahl und aufgrund von Lieferengpässen bei weltweit steigender Nachfrage könnten sich die freien Kapazitäten der Labore in den nächsten Wochen reduzieren.

Beim Verband Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) war die massive Ausweitung der Coronatestangebote schon früh auf Bedenken und Kritik gestoßen. Angesichts begrenzter Kapazitäten sei gezieltes statt anlassloses Testen nötig. Es komme nicht darauf an, jeden Politikerwunsch zu erfüllen, hatte der erste Vorsitzende Michael Müller vergangene Wo­che gesagt.

Am Ende drohten Ressourcen für die Versorgung Erkrankter, in Kliniken und Pflege­heimen sowie bei der Aufdeckung von Infektionsketten zu fehlen. Der Verband hatte erklärt, dass bei Tests im medizinischen Umfeld eine Dauer bis zum Ergebnis von 24 bis 48 Stunden eingehalten werde, es werde priorisiert.

Derzeit sind 250 Labore (Stand Kalenderwoche 33) für die RKI-Testlaborabfrage oder in einem der anderen übermittelnden Netzwerke registriert und übermitteln überwiegend wöchentlich. Da es Nachmeldungen zu Tests der vergangenen Wochen geben kann, können sich die ermittelten Zahlen nachträglich jeweils ändern.

Probleme mit den Tests hatten bereits mehrer Bundesländer festgestellt. „Wir stoßen an unsere Grenzen“, hatte der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württem­berg (KV), Kai Sonntag, gestern in Stuttgart erklärt. Das Sozialministerium bestätigte den Trend. So meldeten Labore, dass die Kapazitäten stellenweise knapp würden.

dpa

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