Fachleute für sicheren Austausch von Gesundheitsdaten

Berlin – Gesundheitsforscher versprechen sich von der Initiative der EU-Kommission für eine grenzüberschreitende Nutzung medizinischer Daten Fortschritte. Experten erläuterten heute im Gesundheitsausschuss die Vorteile, die sich aus dem im Mai 2022 auf den Weg gebrachten Projekt des europäischen Raums für Gesundheitsdaten (European Health Data Space – EHDS) ergeben könnten, wie der Bundestag schreibt.
Der Gesundheitsforscher Ferdinand Gerlach von der Universität Frankfurt am Main machte die praktischen Vorteile eines europäischen Gesundheitsdatenraums deutlich. Es gehe um Leben und Gesundheit, wenn Ärzte in ganz Europa Zugriff auf medizinische Daten auch ausländischer Patienten hätten, hieß es demnach.
Die effektive Weitergabe dieser Informationen sei etwa bei festgestellten Arzneimittelrisiken wichtig. Insbesondere Patienten mit seltenen Erkrankungen profitieren vom europäischen Gesundheitsdatenraum, fügte Gerlach hinzu. Denn für Forschungen fehlten oft genügend Fälle. Der Nutzen eines EHDS sei groß und konkret.
Christof von Kalle vom Berliner Institut für Gesundheitsforschung an der Charité sagte, es gehe um Datenräume, über die Patienten Verfügungsgewalt hätten, die aber auch vollständig sein müssten. Zudem müssten die genutzten Softwareprodukte interoperabel gestaltet sein. Hersteller sollten dazu verpflichtet werden, solche Übergangspunkte ohne zusätzliche Kosten anzubieten.
Der Kryptographieexperte Dominique Schröder von der Universität Erlangen-Nürnberg versicherte, die Verarbeitung großer Datenmengen stehe nicht im Widerspruch zur Privatsphäre und dem Datenschutz. Bei dem EU-Vorhaben sollte die IT-Sicherheit von Beginn an eingebunden werden.
Die Datenschutzrechtsexpertin Fruzsina Molnar-Gabor von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften plädierte ebenfalls für die breite Verfügbarkeit gesundheitsbezogener Daten. Allerdings müssten auch hohe datenschutzrechtliche Anforderungen erfüllt werden. Die EU sei von einer digitalen Vernetzung und Interoperabilität derzeit weit entfernt, die Datensysteme seien zu unterschiedlich und national nicht verknüpft.
Marcel Weigand von der Unabhängigen Patientenberatung (UPD) sprach nach Angaben des Bundestags von einer bedeutenden Initiative zugunsten der Patientenversorgung. Schon heute seien grenzüberschreitende Gesundheitsdienste in mehreren EU-Ländern nutzbar. Deutschland stehe hingegen zurück und müsse aufschließen. Auch in der Versorgungsforschung brächten größere Datenmengen Vorteile. Nötig seien aber Sicherheit, Verlässlichkeit und Transparenz.
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