Gastroenterologen fordern Vorsorgekoloskopie ab 50 Jahren

Berlin – Die Darmspiegelung zur Vorsorge von Darmkrebs bereits ab dem Alter von 50 Jahren durchzuführen, fordert die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).
Derzeit sieht das gesetzliche Darmkrebs-Früherkennungsprogramm ab dem Alter von 50 Jahren einen immunologischen Stuhltest zur Früherkennung vor. Ab dem Alter von 55 Jahren haben gesetzlich Versicherte Anspruch auf die Vorsorge-Darmspiegelung. Bei negativem Ergebnis kann die Darmspiegelung einmalig nach zehn Jahren wiederholt werden.
Grund für die DGVS-Forderung ist, dass die Häufigkeit des kolorektalen Karzinoms ab einem Alter von 50 – und nicht erst ab 55 Jahren – deutlich ansteigt. Versicherte sollten deshalb bereits ab diesem Alter die beste Früherkennungsuntersuchung in Anspruch nehmen dürfen, so die DGVS. Dies decke sich auch mit Empfehlungen in der aktuellen S3-Leitlinie zum kolorektalen Karzinom.
„Seit Einführung der Darmkrebsvorsorge in Deutschland erkranken und sterben weniger Menschen an Darmkrebs. Eine Studie aus Deutschland hat gezeigt, dass durch die Vorsorgekoloskopie etwa 180.000 Darmkrebserkrankungen verhindert wurden“, verweist Wolff Schmiegel auf eine im Deutschen Ärzteblatt erschienene Studie (2016; doi: 10.3238/arztebl.2016.0101). Schmiegel ist Direktor der Medizinischen Universitätsklinik Knappschaftskrankenhaus, Ruhr-Universität Bochum, und Koordinator der DGVS-Leitlinie Kolorektales Karzinom. Diese Verbesserung gelte aber nur für Menschen ab 55 Jahren, das Alter, in dem die Vorsorgekoloskopie beginne. „Bei Personen unter 55 Jahren lässt sich kein Rückgang feststellen“, so Schmiegel.
Auf eine weitere Studie verweist Christian Pox, Chefarzt der medizinischen Klinik und Leiter des Darmkrebszentrums im Krankenhaus St.-Joseph-Stift in Bremen und ebenfalls Koordinator der S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom. „In einer prospektiven Studie aus den Jahren 2014/2015, in der bei 1.396 Versicherten zwischen 50 und 54 Jahren eine Koloskopie durchgeführt wurde, wurden bei 8,6 Prozent der untersuchten Männer und bei 4,5 Prozent der untersuchten Frauen fortgeschrittene gut- oder bösartige Tumore entdeckt“, berichtet er (JNCI 2017; doi: 10.1093/jnci/djw322).
2017 schlugen internationale Experten auf dem Kongress der Vereinigten Europäischen Gastroenterologie ein Screening bereits ab 45 Jahren vor. Aufgrund der für Deutschland aktuell noch unzureichenden Datenlage bezüglich Darmkrebserkrankungen bei jüngeren Menschen empfiehlt die DGVS ein generelles Screening ab 45 Jahren aber derzeit nicht. Die Fachgesellschaft plädiert jedoch für ein Pilotprojekt zum möglichen Nutzen des Screenings für Männer ab 45 Jahren.
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