SARS-CoV-2: Impfung schützt nach COVID-19 vor erneuter Infektion

Tel Aviv – Menschen, die bereits an COVID-19 erkrankt waren, können sich durch eine 1-Mal-Impfung vor einer erneuten Infektion schützen. Die Schutzwirkung lag in einer Kohortenstudie aus Israel im New England Journal of Medicine (2022; DOI: 10.1056/NEJMoa2119497) bei jüngeren Erwachsenen bei 84 % und im Seniorenalter bei 60 %.
Die Erfahrungen zeigen, dass eine frühere Erkrankung an COVID-19 nicht dauerhaft vor einer erneuten Infektion schützt. Die Gesundheitsbehörden in den USA, Europa und Großbritannien raten den Rekonvaleszenten deshalb zu einer Auffrischung ihrer Immunität.
Ein Team um Ronen Arbel vom israelischen Krankenversicherer Clalit Health Services in Tel Aviv hat untersucht, wie gut der Impfschutz nach einer vorausgegangenen Infektion ist.
Die Epidemiologen werteten die Daten von 149.032 Patienten aus, die sich bei den ersten beiden Erkrankungswellen in Israel mit SARS-CoV-2 infiziert hatten. Ab dem 1. März 2021 hatte das Gesundheitsministerium den Rekonvaleszenten empfohlen, sich vorsichtshalber impfen zu lassen. Die Impfung erfolgte 100 bis 190 Tage nach der Erstinfektion mit dem mRNA-Impfstoff BNT162b2 von Biontech/Pfizer.
Insgesamt 83.356 Israelis nahmen das Angebot an, was sich in der folgenden Delta-Welle als vorteilhaft erweisen sollte. Nur 354 infizierten sich erneut mit SARS-CoV-2. Arbel ermittelt eine Inzidenz von 2,46 Fällen pro 100.000 Personentage. Unter den 65.676 nicht geimpften Rekonvaleszenten kam es zu 2.168 Infektionen. Die Inzidenz betrug 10,21/100.000 Personentage, lag also mehr als 4 Mal so hoch.
Besonders deutlich war der Unterschied bei jüngeren Menschen im Alter von 16 bis 64 Jahren, die von der Delta-Welle besonders stark betroffen waren. Die Impfung senkte die Inzidenz von 10,79 auf 2,61/100.000 Personentage. Arbel ermittelt in einer adjustierten Analyse, die Unterschiede bei den Risikofaktoren zwischen Geimpften und Nicht-Geimpften berücksichtigt, eine Hazard Ratio von 0,18, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,16 bis 0,20 signifikant war. Die Schutzwirkung der Impfung lag demnach bei 82 %.
Bei den rekonvaleszenten Senioren kam es in der Delta-Welle deutlich seltener zu Infektionen. Die Inzidenz betrug bei den Ungeimpften 3,02/100.000 Personentage, bei den Geimpften lag sie bei 1,46/100.000 Personentage. Arbel ermittelt eine adjustierte Hazard Ratio von 0,40 mit einem etwas weiteren 95-%-Konfidenzintervall von 0,24 bis 0,64. Die Schutzwirkung einer Impfung lag also bei etwa 60 %.
Insgesamt 15.251 (18,3 %) Rekonvaleszente ließen sich vorsichtshalber 2 Mal impfen, 545 (0,7 %) erhielten sogar eine 3. Dosis. Ein Vorteil war in der Analyse bei einer Hazard Ratio von 0,98 (0,64 bis 1,50) nicht erkennbar.
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