Politik

Gesundheitsämter verfolgen SARS-CoV-2-Infek­tionen zuverlässig

  • Freitag, 29. Mai 2020
/picture alliance, Jonas Güttler
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Berlin – Die Nachverfolgung der Infektionen mit SARS-CoV-2 ist für die Gesundheitsäm­ter nach eigenen Angaben derzeit beherrschbar. Auch der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD) bescheinigt den Behörden aktu­ell ein gutes Management bei der Verfolgung von Kontaktpersonen.

„Im Moment ist die Lage vergleichsweise entspannt“, sagte Markus Mempel vom Deutsch­en Landkreistag. „Die Gesundheitsämter ermitteln zuverlässig und zeitnah und veranlass­en die erforderlichen Maßnahmen zur Verhinderung der Weiterverbreitung der Erkran­kung“, sagte die Verbandsvorsitzende Ute Teichert.

Um die Coronakrise kontrollieren zu können, müssen Gesundheitsämter nachvollziehen können, wo sich jemand angesteckt hat. Nur so können alle Menschen, die sich womög­lich mit SARS-CoV-2 infiziert haben, in Quarantäne kommen und die Verbreitung des Vi­rus eingedämmt werden.

„Es muss unser Ziel sein, jede Infektionskette verfolgen zu können“, betonte Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) im April. Der Deutsche Landkreistag hat keine Daten dazu, in wie vielen Fällen die Gesundheits­ämter Kontaktpersonen ermitteln beziehungsweise nicht ermitteln können. Die Zahl der Infektionen sinkt aber derzeit.

Durch die Lockerungen der Beschränkungen könnte sich die Zahl der Menschen, mit de­nen ein Erkrankter in Kontakt gekommen ist, Teichert zufolge jetzt wieder erhöhen. Auch Mempel sagte: „Wir bereiten uns darauf vor, dass die Infektionszahlen punktuell oder bei einer zweiten Welle gegebenenfalls auch in der Fläche deutlich zunehmen. Dann wird die Nachverfolgung wieder eine große Herausforderung.“

Schnelles Personalmanagement wichtig

Wichtig sei ihm zufolge, dass die Gesundheitsämter dann innerhalb weniger Tage Perso­nal bekämen – etwa durch Mitarbeiter der Kreisverwaltungen, die in Bereitschaft stehen. Der BVÖGD bescheinigt den Gesundheitsämtern Personalmangel – und das schon vor der Pandemie. Teichert warnte: „Wenn die Infektionszahlen flächendeckend wieder ansteigen, sind die Gesundheitsämter mit der aktuellen Personalausstattung nicht in der Lage die Kontaktpersonennachverfolgung konsequent durchzuführen.“

Die Behörden liefen seit Wochen an der Belastungsgrenze. „Die Hilfestellung aus anderen Bereichen hat geholfen, kann aber die unzureichende Anzahl des fachlich ausgebildeten Fachpersonals nicht wirklich kompensieren“, sagte sie. Bund und Länder hatten im April vereinbart, den öffentlichen Gesundheitsdiensten zusätzliche Personalkapazitäten zu schaffen, mindestens ein Team von 5 Personen pro 20.000 Einwohner.

Die baden-württembergischen Landkreise forderten gestern rund 200 zusätzliche Stellen für die Gesundheitsämter, um für eine mögliche zweite Coronawelle im Herbst gewapp­net zu sein. Das Land müsse die Voraussetzungen dafür noch vor der Sommer­pause schaffen, sagte der Präsident des Landkreistages, Joachim Walter (CDU), gestern nach einer Schalte von Kommunalvertretern mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Sozialminister Manne Lucha (beide Grüne) und Innenminister Thomas Strobl (CDU).

Teichert zufolge bräuchten die Gesundheitsämter mehr Fachärzte für das öffentliche Ge­sundheitswesen sowie mehr Fachkräfte im Infektionsschutz. Sie fordert ein Konjunktur­pro­gramm für den öffentlichen Gesundheitsdienst. Ihr Verband sieht auch jetzt in Zeiten niedriger Infektionszahlen noch Verbesserungsbedarf bei der Nachverfolgung. „Insbe­son­dere in Ballungszentren sehen wir Infektionen, ohne dass der Ursprung geklärt werden kann.“

Eine große Rolle bei der Verbreitung des Virus spielen Teichert und Mempel zufolge Men­schen, die sich mit dem Virus angesteckt haben, ohne es zu merken. Nach Ansicht der BVÖGD-Verbandsvorsitzenden führe das besonders in engen Ballungsräumen zu Über­tragungen. „Deshalb ist auch eine Tracing-App wichtig, um Infektionsketten bereits im Frühstadium oder bei symptomlosen Verläufen frühzeitig zu durchbrechen“, betonte Mempel.

Eine von der Bundesregierung geplante Corona-Warn-App soll anonymisiert erfassen, welche Smartphones einander nahegekommen sind – und Nutzer warnen, wenn sie sich neben infizierten Personen aufgehalten haben. Mithilfe der App können die Infektions­zah­len Mempel zufolge auch in Zeiten der Corona-Lockerungen im Griff behalten werden.

Der Deutsche Landkreistag sieht in dem Programm zudem eine Unterstützung der Behör­den. „Die App sollte auch zur Arbeitserleichterung in den Gesundheitsämtern beitragen“.

dpa

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