Politik

Hammerexamen: Keine einheitliche Regelung in den Ländern

  • Donnerstag, 2. April 2020
/kasto, stock.adobe.com
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Berlin – Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) und die Studierenden im Hartmannbund haben an die Bundesländer appelliert, schnell über eine mögliche Verschiebung des 2. Staatsexamens (M2) zu entscheiden.

Durch die am vergangenen Montag von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) unterzeichnete „Verordnung zur Abweichung von der Approbationsordnung für Ärzte bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ können die Länder selbst bestimmen, ob sie das zweite Staatsexamen (M2) um ein Jahr auf April 2021 verschieben und ein „Hammerexamen“ (M2 und M3 gemeinsam) durchführen oder das M2 trotz der COVID-19-Pandemie regulär vom 15. bis 17. April stattfinden lassen.

Viele Länder planen offensichtlich, diesen avisierten Termin beizubehalten. Das Landes­prüfungsamt für Medizin und Pharmazie in Baden-Württemberg hat dagegen entschie­den, der Empfehlung des Bundesgesundheitsministeriums zu folgen und den zweiten Ab­schnitt der Ärztlichen Prüfung auf das nächste Jahr zu verschieben, wie das Regierungs­prä­si­dium Stuttgart mitteilte. Das Examen könne „in Baden-Württemberg unter den hier­für in der Verordnung festgelegten Kriterien nicht realisiert werden“.

Aus einigen Ländern, wie beispielsweise Bayern, Hessen, Berlin und Brandenburg, stehen noch die Aussagen zu einer möglichen Terminabsage aus.

Ein weiteres Modell wählte jetzt Sachsen: Der Freistaat will die M2-Prüfungen zwar prin­zi­piell durchführen, stellt den Kandidaten jedoch frei, ob sie teilnehmen möchten. Um Planungssicherheit für die Prüfungsorganisation zu gewährleisten, bittet das Landesprü­fungsamt bis heute (24 Uhr) um Mitteilung, wer sich der Prüfung nicht im April 2020, sondern erst im April 2021 unterziehen möchte.

Auch Medizinstudenten in Sachsen-Anhalt können wegen der Coronavirus-Pandemie in diesem Semester entweder das zweite Staatsexamen ablegen oder gleich ins praktische Jahr starten. Dann müssten sie die noch ausstehenden Prüfungen im kommenden Jahr ablegen, teilte das Sozialministerium soeben in Magdeburg mit.

Bislang haben sich den Angaben zufolge lediglich 25 Studierende der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und 71 Studierende der Martin-Luther-Universität Halle für das zweite Staatsexamen gemeldet. Wenn die Prüfung verschoben wird, verkürzt sich nach Angaben des Ministeriums das Praktische Jahr, damit ausreichend Zeit zur Prüfungsvorbe­reitung bleibt.

Viele Medizinstudierende hatten eine mögliche Verschiebung des Examens heftig kriti­siert. Zu begrüßen wäre nach ihrer Auffassung jedoch ein einheitliches Vorgehen der Län­der. Die normalerweise bundeseinheitlichen ärztlichen Prüfungen sollten unter ein­heitlichen Bedingungen geschrieben werden, damit die Vergleichbarkeit gewährleistet ist und die Studierenden eines Bundeslandes nicht benachteiligt werden.

Hier müsse der bundesdeutsche Föderalismus beweisen, dass er in Krisenzeiten zu einer sinnvollen Verständigung in der Lage sei, meint der Vorstand der Studierenden im Hart­mannbund. „Die Studierenden brauchen Planungssicherheit, um entweder die kommen­den vierzehn Tage weiter zu lernen oder ihr vorzeitiges Praktisches Jahr zu planen“, be­tonten die Studierenden.

„Die Entscheidungskompetenz der Länder über den Zeitpunkt des zweiten Staatsexa­mens führt zu einem Flickenteppich, den wir mit Sorge sehen“, erklärte Tim Schwarz, Vizepräsi­dent der bvmd, dem Deutschen Ärzteblatt. Die Medizinstudierenden würden im Kompe­tenz­gerangel von Bund und Ländern zerrieben, kurz bevor sie in das Praktische Jahr mit einer unvorhersehbaren Versorgungssituation und kaum stattfindender Lehre starten sollen.

Der Marburger Bund appelliert an die Länder, von der eingeräumten Möglichkeit Ge­brauch zu machen, die M2-Prüfung nicht zu verschieben. „Wir fordern die Bundes­länder auf, die M2-Prüfung, auf die sich die Studierenden bereits intensiv vorbereitet haben, un­ter infektiologisch vertretbaren Bedingungen jetzt durchzuführen“, sagte Andreas Botzlar, 2. Vorsitzender des Marburger Bundes. Was für die hundert­fache Menge von Schülern bei der Abiturprüfung gelinge, müsse auch für Medizinstudierende organisierbar sein.

Ausdrücklich zu begrüßen sei allerdings, dass der Bund erstmalig die langjährige Forde­rung des Marburger Bundes nach einer bundeseinheitlichen Aufwandsent­schädigung für das Praktische Jahr unterstützt habe.

Auch die Deutsche Hochschulmedizin forderte gestern die zuständigen Ministerien der einzelnen Bundesländer auf, schnell zu klaren Entscheidungen zu kommen, welcher Weg für das M2 jeweils eingeschlagen wird. Dabei seien die Empfehlungen des RKI zum Ab­standsgebot und Infektionsschutz als maßgebliche Säule zur Bekämpfung der Pandemie unbedingt zu berücksichtigen. Die Studierenden, die sich weiterhin auf das anstehende M2 vorbereiten, erwarteten hier zurecht unverzügliche Klarheit.

ER/dpa

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