Hausärzteverband drängt auf Notfallreform

Essen – Der Deutsche Hausärzteverband hat die Abgeordneten des 127. Deutschen Ärztetages aufgerufen, ein „klares gesamtärztliches Signal“ für eine umfassende Notdienstreform zu setzen. Diese müsse weitreichender sein als bisher angedacht und Patienten „bereits viel früher eine koordinierende Hand“ bieten.
„Keiner wird mehr daran zweifeln, dass es dringend eine Reform des Notdienstes braucht. Mit kleinen Schönheitskorrekturen werden wir jedoch nicht weit kommen, im Gegenteil“, erklärt Verbandschef Markus Beier.
„Wenn wir unser viel zu chaotisches Gesundheitssystem nicht endlich umkrempeln und beginnen, die bereits vorhandenen Strukturen effizient zu nutzen, werden wir mit Ansage vor die Wand fahren – und das nicht nur in den Notaufnahmen.“
Statt noch mehr Parallelstrukturen zu schaffen, solle man den 127. Deutschen Ärztetag als größte Versammlung niedergelassener und stationär tätiger Ärzte nutzen, um sich gemeinsam für eine Reform auszusprechen, die „endlich Klarheit in unser Gesundheitssystem bringt“.
Viele Menschen würden die Notaufnahmen verstopfen, weil sie schlichtweg nicht wissen, wann sie mit welchen Beschwerden wo am besten versorgt werden können. „Das ist symptomatisch für unser viel zu komplexes Gesundheitssystem“, beklagte Beier.
Derart vermeidbare Zusatzbelastungen werde das Gesundheitssystem mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen auf Dauer nicht mehr auffangen können. Nur eine patientenzentrierte hausärztliche Steuerung könne die Antwort sein.
Die Hausarztverträge, über die sich mittlerweile 8,5 Millionen Versicherte versorgen und durch das System leiten lassen. Auch die neuste Evaluation dieses freiwilligen Primärarztsystems zeige, dass es eine ressourcenschonende und hochwertige Versorgung möglich macht.
Weitere Schritte seien aber nötig: So brauche es gerade für Fälle außerhalb der Sprechzeiten dringend eine Ersteinschätzung, die Patienten über Telefon und Video aufklärt, ob die Notaufnahme, der ärztliche Bereitschaftsdienst oder die Hausarztpraxis in ihrem konkreten Fall die richtige Anlaufstelle ist.
Das wiederum könne man durch ein verbindliches Ticketsystem ergänzen, um sicherzustellen, dass die Notaufnahmen für diejenigen Zeit und Ressourcen haben, die als Notfälle einer dringenden Behandlung bedürfen.
„Erst, wenn ein solches System erfolgreich etabliert ist, sollten sozialverträgliche Maßnahmen für diejenigen diskutiert werden, die dieses System bewusst unterlaufen und so die Notaufnahmen vermeidbar belasten“, erklärte die stellvertretende Bundesvorsitzende Nicola Buhlinger-Göpfarth.
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