HNO-Verbände rufen zur Aussetzung von Kinderoperationen auf

Berlin – Bis zur Umsetzung einer verbesserten Vergütung durch die Krankenkassen sollten ab sofort bundesweit keine neuen Termine für Mandeloperationen bei Kindern vergeben werden. Das empfehlen der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte (BVHNO) sowie die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO).
„Durch die jahrelange Unterfinanzierung des ambulanten Operierens ist es im gesamten Bundesgebiet zu einem eklatanten Versorgungsnotstand mit monatelangen Wartezeiten auf dringend benötigte Operationen bei kleinen Kindern gekommen“, erklären die Präsidenten der Verbände, Jan Löhler vom BVHNO und Orlando Guntinas-Lichius vom DGHNO.
Nun käme die jüngst erfolgte Kürzung der Erstattungsbeträge der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hinzu. Viele Operateure in OP-Zentren und Kliniken hätten bereits die Eingriffe aus ihrem Leistungsspektrum gestrichen.
Es bleibe nichts anderes übrig, als mit einem Aussetzen der Operationen auf die „katastrophale Lage“ aufmerksam zu machen und die Verantwortlichen zum Handeln zu bewegen.
Man erwarte eine hohe Beteiligung der Kolleginnen und Kollegen an der Aktion, so die Verbände. Der Protest werde auch vom Deutschen Berufsverband der Fachärzte für Phoniatrie und Pädaudiologie (DBVPP) unterstützt.
Konkret gehe es insbesondere um die Eingriffe Adenotomie sowie um die Tonsillotomie – beide Eingriffe würden in der Regel bei Kindern zwischen dem zweiten und achten Lebensjahr vorgenommen.
Der Aufruf, diese Eingriffe nicht mehr anzubieten und keine entsprechenden Termine mehr zu vergeben, gelte so lange, bis es eine gesicherte Zusage für eine deutliche Anhebung der Bezahlung gebe, hieß es.
Ziel der Verbände ist es, als Sofortmaßnahme die Vergütung der Kinderoperationen aus der Systematik des Einheitlichen Bewertungsmaßstabs (EBM) auszugliedern.
Der GKV-Spitzenverband verwies darauf, dass die Entscheidung zur Änderung bei der Vergütung der HNO-Ärzte unter aktiver Beteiligung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zustande gekommen sei und es sich damit eher „um ein innerärztliches Thema“ handle.
„Wir erwarten, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen ihrem gesetzlichen Sicherstellungsauftrag nachkommen und der Kampf ums Honorar nicht auf dem Rücken von kranken Kindern ausgetragen wird“, sagte Florian Lanz, Sprecher des GKV-Spitzenverbands.
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