KBV sieht Start der elektronischen Patientenakte kritisch

Düsseldorf – Die Funktionalitäten der elektronischen Patientenakte (ePA) zu reduzieren, um so den 15. Januar 2025 als „politisches Ziel“ zur Umsetzung der Opt-Out-Regelung zu halten, ist wenig sinnvoll. Dies betonte Sibylle Steiner, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), gestern im Rahmen einer Veranstaltung der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO).
Stand jetzt werde die ePA zu diesem Zeitpunkt wenig Mehrwert für die Praxen bieten, so Steiner. Auch Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der KVNO, sprach von „sehr niedrigen Erwartungen“ für den Neustart der ePA in der Opt-Out-Variante. Zumindest perspektivisch könne die digitale Akte aber einen „großen Gewinn“ für die medizinische Versorgung darstellen.
Beide thematisierten kritisch die bisherige Störanfälligkeit der Telematikinfrastruktur (TI). Mit Blick darauf mache man sich „große Sorgen“, dass bislang ein klares Bekenntnis für eine Testphase der ePA fehle, so Steiner. Aus Sicht der KBV und der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) sei eine Erprobung vor einem flächendeckenden Roll-Out enorm wichtig.
Dem schloss sich Bergmann an. Die Erfahrungen mit den bisherigen technischen Problemen der TI hätten das Vertrauen der Vertragsärztinnen und -ärzte schrumpfen lassen. Er habe „Zweifel“, ob dies bis Anfang 2025 wirklich besser sei.
Sebastian Zilch, für Digitalisierung zuständiger Unterabteilungsleiter im Bundesgesundheitsministerium (BMG), sicherte zu, sich um Verbesserungen zu bemühen. Man nehme den Frust wahr und arbeite bereits an der Thematik. Unter anderem werde man die Verträge rund um die TI-Dienstleistungen nochmals „genau prüfen“, ob die Anreize für einen stabilen Betrieb richtig gesetzt sind.
Bezüglich des von Steiner kritisierten Festhaltens an dem Starttermin sprach Zilch von einem „Abwägen“. Man müsse sowohl der technischen Machbarkeit gerecht werden, als auch der Verantwortung, so schnell wie möglich digitale Anwendungen in die Versorgung zu bringen.
Für die zweite Jahreshälfte 2024 kündigte Zilch eine „begleitende Informationskampagne“ des BMG zur ePA an. Aufklärung und Information sei nicht Aufgabe der Ärztinnen und Ärzte. Steiner hatte zuvor mit Hinweis auf den drohenden Aufwand davor gewarnt, den Aufklärungsprozess in die Arztpraxen zu verlagern.
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