KBV und Zi: Spätestens im April flächendeckende Coronaimpfungen in Arztpraxen

Berlin – Schon im März könnte die Kapazität der Impfzentren in Deutschland nicht mehr ausreichen, um alle verfügbaren Dosen gegen SARS-CoV-2 zu verimpfen. Das zeigt eine aktuelle Modellierung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Spätestens im April müsse deshalb mit flächendeckenden Impfungen in den Arztpraxen begonnen werden. Ansonsten würde ab Mai eine Impflücke von wöchentlich mindestens drei Millionen unverimpften Dosen entstehen.
Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), betonte heute, in den Impfzentren werde gute Arbeit geleistet – künftig würden die Praxen „Hand in Hand“ mit den Zentren arbeiten. Die Gespräche mit dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) zu den dafür notwendigen Rahmenbedingungen liefen bereits.
Bis zu 75.000 der bundesweit 102.000 Arztpraxen könnten sich nach Einschätzung der KBV an der Impfkampagne beteiligen, wenn dafür die notwendigen Voraussetzungen geschaffen sind. Hierzu zählen laut stellvertretendem KBV-Vorstandsvorsitzenden Stephan Hofmeister verlässliche Liefermengen, praxistaugliche Verteilungswege für Impfstoffe und Verbrauchsmaterial sowie entsprechende Abrechnungsmodalitäten. Zudem brauche es in den Praxen handhabbare Impfstoffe – hier zeichne sich eine baldige Verfügbarkeit ab.
Auf Basis aktueller Daten und des Rechenmodells des Zi soll bis zum 17. Februar die genaue Kapazität der Impfzentren ermittelt werden. Diese wissenschaftliche Projektion des zukünftigen Impfgeschehens ist vorgestern auch im Rahmen der Bund-Länder-Konferenz beraten worden.
Wie der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried erläuterte, zeichne sich bereits ein Impfstau ab. Bis zum September könne nach Angaben der Bundesregierung von einer wöchentlichen Impfstoffverfügbarkeit von bis zu 9,7 Millionen Dosen ausgegangen werden.
Die Kapazität der bundesweit derzeit rund 400 Impfzentren schätze man aktuell auf 1,4 Millionen Impfungen pro Woche (200.000 täglich). Selbst wenn diese um 50 Prozent auf 2,1 Millionen Impfungen (300.000 täglich) gesteigert werden könnte, würde die Durchimpfung der Bevölkerung etwa 450 Tage in Anspruch nehmen und wäre somit nicht bis Ende September 2021 zu schaffen.
Gehe man zunächst von rund 50.000 vertragsärztlichen Praxen aus, die im Schnitt mindestens 20 Impfungen pro Tag durchführen, könne man mehr als eine Million Impfungen pro Tag erreichen, so von Stillfried. Nutze man diese Kapazitäten, könnten in 140 Tagen 70 Millionen Bürger vollständig – also inklusive Zweitimpfung – durchgeimpft werden.
Rechnerisch ergebe sich somit auf Basis der erwarteten Impfstoffmengen die Möglichkeit einer vollständigen Durchimpfung der erwachsenen Bevölkerung bis Ende August – wenn, betonte von Stillfried, die Vertragsärzteschaft rechtzeitig in die Kampagne einbezogen werde. Um dies zu gewährleisten, müssten nun die entsprechenden politischen Maßnahmen eingeleitet werden.
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