Krankenhausgesellschaft fürchtet bis zu 20 Klinikpleiten in NRW

Düsseldorf – Der Präsident der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, Ingo Morell, erwartet angesichts der Kostensteigerungen weitere Klinikpleiten in Nordrhein-Westfalen (NRW). Die Zahl könne sich allein auf 20 verdoppeln, wenn der Bund nicht bald helfe.
„Wir erleben gerade ein ungeordnetes Krankenhaussterben, das verunsichert Patienten und Mitarbeiter überall“, sagte Morell der Rheinischen Post. Die Lage spitze sich zu, immer mehr Kliniken müssten von ihren Trägern, zum Beispiel Kommunen oder Land, gestützt werden.
Auch freie Träger hätten zunehmend Schwierigkeiten. Seit 2023 haben Morell zufolge zehn Kliniken in NRW einen Insolvenzantrag gestellt, zuletzt das Marien-Krankenhaus in Ratingen. Viele Häuser könnten die inflationsbedingten Mehrkosten nicht mehr tragen, im März werde die Tariferhöhung für viele Beschäftigte hinzukommen, so Morell.
Insbesondere für Schwangere befürchtet er nach eigenen Angaben eine Zuspitzung der Lage. „Geburtshilfe, Kinder- und Palliativstationen sind oft defizitär, aber die Mittel zum Ausgleich fehlen jetzt.“ Viele Häuser müssten deshalb überlegen, diese Abteilungen zu schließen.
„Dann kann es sein, dass Schwangere deutlich mehr als 40 Minuten fahren müssen, um ihr Baby auf die Welt zu bringen“, warnte der Verbandschef.
Er forderte von der Bundesregierung „rasch einen dauerhaften Inflationsausgleich und eine dauerhafte Refinanzierung der Tariferhöhungen, sonst werden viele von ihnen die Krankenhausreform nicht mehr erleben“.
Alleine in NRW bräuchten die Kliniken dafür mindestens 740 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich, denn jede Stunde machten sie ein Defizit von 127.577 Euro.
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