Politik

Krankenhausreform noch nicht zielführend

  • Dienstag, 30. Januar 2024
/xy, stock.adobe.com
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Wiesbaden – Die geplante Krankenhausreform ist nach Ansicht von Fachleuten mit den aktuellen Vorhaben nicht zielführend. Das betonten Experten gestern Abend im Rahmen einer Onlineveranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM).

Der Vorsitzende der Ad-hoc-Kommission Versorgungsstrukturen der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftli­chen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), Manfred Gogol, kritisierte die vorgesehene Übernahme der Leistungsgruppen aus Nordrhein-Westfalen (NRW).

Diese 64 Gruppen sollen künftig klar medizinische Fachgebiete und Unterdisziplinen abbilden und sicher­stellen, dass entsprechende technische und personelle Ressourcen an den Kliniken vorgehalten werden. Zu­sätzlich zu den 64 Leistungsgruppen kommen fünf weitere, an deren Erarbeitung die AWMF maßgeblich mit beteiligt war.

Zwei Drittel aller Fälle würden in die Leistungsgruppen Allgemeine Innere Medizin oder Allgemeine Chirurgie fallen, erklärte Gogol. „Beispielsweise die Angiologie und Infektiologie fehlen in der Inneren Medizin“, kriti­sier­te er weiter. Die knapp 70 Leistungsgruppen seien zu wenig differenziert. Es bräuchte rund 150 bis 160 Gruppen wie es das Züricher Modell vorsehe, das mittlerweile auf die Schweiz ausgedehnt worden sei.

Wenn man die Pädiatrie weiter differenzieren würde, käme man sogar auf bis zu 200 Leistungsgruppen, so Gogol. Er nannte die NRW-Leistungsgruppen „keine gute Blaupause“, weder inhaltlich noch systematisch. Stattdessen müsste die Entwicklung der Leistungsgruppen stärker an Evidenz geknüpft werden, betonte Gogol.

Außerdem warnte er davor, die Abrechnung der Leistungsgruppen über die aktuell geltenden ICD-10 und OPS-Systematiken zu gestalten. Diese seien nicht für die Zuordnung von Fällen zu Leistungsgruppen ent­wickelt worden, so Gogol. Verzerrungen und große Restegruppen würden damit auftreten.

Für den Juristen, Francesco De Meo von der Firma Be Faster Consulting und ehemaligen Helios-Vorstand, muss die Vergütung stärker an der Outcomequalität von Behandlungen geknüpft werden. Er sprach sich entsprechend für Systemreformen aus, die aktuelle Krankenhausreform sei aber „nicht zielführend“. Es bräuchte etwa mehr Orientierung am tat­sächlichen Bedarf der Bevölkerung sowie mehr Transparenz und eine bessere Kommunikation.

Die Bedarfe müssten vor Ort auf regionaler Ebene überblickt und entschieden werden, so De Meo. Dafür sprach sich auch der Geschäftsführer der DGIM, Oliver Franz, aus. Das Prinzip der Subsidiarität sei sinnvoll hinsichtlich der Reform. Die bayerische Landesregierung wüsste besser welche Strukturen im bayerischen Wald benötigt werden als Berlin, so Franz.

Er schloss sich damit der Länderkritik an, dass der Bund in der geplanten Krankenhausreform zu viel in die Gesetzgebungskompetenz der Bundesländer eingreifen wolle. Dabei verwies er auch nochmal auf das Gut­achten von Wollenschläger, das auf die mögliche Verfassungswidrigkeit der Reform hinwies.

Es habe zudem an der Einbeziehung der Länder und Fachgesellschaften bei der Erarbeitung der Reform gefehlt, kritisierte Franz. Schwierig sei, dass die geplanten Leistungsgruppen und Vorhaltevergütungen zudem zu zusätzlicher Bürokratie führen würden. Die jetzige Reform werde die Probleme im stationären Bereich langfristig nicht lösen, da sie zu sehr Vergütungsreform und zu wenig Strukturreformen beinhaltet, so Franz.

cmk

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