Kritik an Klinikreform und weiter fehlender Entbudgetierung für Hausärzte

Hannover – Der Entwurf für eine Krankenhausreform sieht vor, dass sogenannte sektorenübergreifende Versorgungseinrichtungen in unterversorgten Regionen eine ambulante hausärztliche Versorgung anbieten können sollen. Das stößt weiter auf Kritik bei Niedergelassenen. Auch die fehlende Entbudgetierung stößt den Ärzten sauer auf.
„Dieser Plan gefährdet die ambulante hausärztliche Versorgung“, sagte Thorsten Schmidt, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN). Der Weg schaffe unnötige Ersatzstrukturen, die zusätzliche Kosten für unser Gesundheitswesen verursachten.
In den vergangenen Tagen gab es bereits deutliche Kritik an dem Punkt. Der Ärteverband Medi Geno brachte sogar den Ausstieg aus dem System ins Gespräch.
Schmidt betonte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) müsse endlich die versprochene Entbudgetierung der hausärztlichen Honorare auf den Weg bringen und nicht permanent neue Ideen in den Raum stellen.
Lauterbach falle den niedergelassenen Hausärztinnen und Hausärzte in den Rücken, wenn er tatsächlich beabsichtige, Honorare, die eigentlich für die Versorgung der Patienten in den Hausarztpraxen gedacht seien, in die Krankenhäuser fließen zu lassen.
„In Niedersachsen gibt es aktuell 549 offene ambulante Hausarztsitze. Die hausärztliche Tätigkeit muss gerade in Regionen mit einem hohen Bedarf unterstützt und attraktiver gemacht werden, anstatt sie durch Hilfsstrukturen in Krankenhäusern zu ersetzen“, so der KVN-Vize.
Kritik an der fehlenden Umsetzung der Entbudgetierung kommt auch vom Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg. „Was sollen wir denn noch glauben, wenn Zusagen permanent nicht eingehalten werden?“, fragte Vorstandschef Karsten Braun. Die Bundesregierung verspiele aktuell jede Glaubwürdigkeit.
Vorstandskollegin Doris Reinhardt sieht großen Schaden auf die Versorgung zukommen. „Bei uns häufen sich die Anfragen von Hausärzten, wie sie ihre Zulassung zurückgeben können“, sagte sie. Dringend erneuerte der Vorstand daher seine Forderung an die Politik, endlich die gesetzlichen Regelungen auf den Weg zu bringen.
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