Lieferengpässe: Ärztekammer Hessen drängt auf politische Lösung
Frankfurt am Main – Neue Engpässe bei Antibiotika hat die Landesärztekammer Hessen alarmiert. „Schlichtweg eine Katastrophe“ sei es, wenn Medikamente, die dringend zur Behandlung benötigt würden, für einige Wochen oder Monate nicht mehr zur Verfügung stünden, sagte deren Präsident Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach. Im aktuellen Fall geht es um das Breitbandantibiotikum Tazobactam, das in Krankenhäusern zur Behandlung von bakteriellen Infektionen zum Beispiel der unteren Atemwege, der Harnwege, der Bauchhöhle, der Haut oder des Blutes angewendet wird.
„Voraussichtlich werden wir ab Januar bis Mitte des nächsten Jahres nicht mehr in der Lage sein, das Medikamente einzusetzen“, warnte Susanne Johna, Oberärztin und Präsidiumsmitglied der Landesärztekammer Hessen. Grund für den Lieferengpass ist die Explosion in einem Produktionswerk des Herstellers in Asien. Ärzte müssten gegebenenfalls ersatzweise auf andere Präparate zurückgreifen, die möglicherweise nicht denselben Behandlungserfolg erzielten oder mehr Nebenwirkungen hätten.
„Wenn häufiger Reserveantibiotika eingesetzt werden müssen, ist dies insbesondere im Hinblick auf Entwicklungen bei multiresistenten Keimen problematisch“, hieß es aus der Kammer. Sie fordert daher eine umfassende politische Strategie, welche die Produktions- und Lieferfähigkeit dringend benötigter Medikamente verbessert. „Wenn wir durch Lieferengpässe nicht mehr zu einem rationalen Einsatz geeigneter Antibiotika in der Lage sind, geht dies zulasten der Patientensicherheit. Im schlimmsten Fall geraten Menschenleben in Gefahr“, warnte der hessische Ärztekammerpräsident.
Auch die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI) und der Bundesverbandes Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) hatte gefordert, Strategien zu entwickeln, um die Bereitstellung lebenswichtiger Medikamente zu garantieren und der Resistenzentwicklung entgegenzuwirken.
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