Marburger Bund mahnt schnelles Tabakwerbeverbot an

Berlin – Innerhalb der Union im Bundestag ist ein Tabakwerbeverbot umstritten, auch wenn sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zuletzt dafür ausgesprochen hatte. Der Marburger Bund (MB) rief heute dazu auf, bei einem Verbot keine Zeit mehr zu verlieren.
„Es ist höchste Zeit, Tabakwerbung im öffentlichen Raum zu unterbinden, damit gerade Kinder und Jugendliche nicht länger durch Außenreklame und Kinowerbung buchstäblich zum Rauchen verführt werden“, sagte Rudolf Henke, 1. Vorsitzender des MB und CDU-Abgeordneter im Bundestag. Jährlich 120.000 vorzeitige Todesfälle durch Tabak mahnten „dringend zum Handeln“.
Das Bundeskabinett hatte bereits am 20. April 2016 einen Gesetzentwurf zur Änderung des Tabakerzeugnisgesetzes beschlossen, der aus Gründen des Jugendschutzes ein weitgehendes Verbot der Tabakwerbung auf Plakaten und im Kino vorsieht.
Der Gesetzentwurf der Bundesregierung wurde aber nie im Bundestag beraten. „Die Fakten liegen längst auf dem Tisch. Das Tabakwerbeverbot ist nicht nur gesundheitspolitisch geboten – es rechnet sich auch für die Wirtschaft“, bekräftigte der Vorsitzende des MB.
Henke verwies auf Berechnungen des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) aus dem Jahr 2015, wonach die direkten und indirekten Kosten durch Tabakkonsum jährlich rund 79 Milliarden Euro betragen.
Die direkten Kosten erfassen den Wert der Güter, die im Gesundheitswesen aufgrund von tabakbedingten Erkrankungen verbraucht werden. Dazu zählen Arzneimittel sowie medizinische Leistungen wie Operationen und Rehabilitationsmaßnahmen. Die indirekten Kosten erfassen Verluste, die der Volkswirtschaft durch das tabakbedingte vorzeitige Ausscheiden aus der Berufswelt entstehen. Indirekte Kosten sind somit Produktivitätsausfälle einer Volkswirtschaft.
Nicht nur der frühzeitige Tod, sondern auch krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeit, Pflege und Rehabilitation sowie die unfreiwillige Arbeitslosigkeit verursachten Produktionsausfälle, mahnt der MB. Das DKFZ beziffere die indirekten Kosten des Rauchens auf jährlich rund 53,7 Milliarden Euro.
Demnach würden Arbeitsunfähigkeit oder Erwerbsminderung mit 12,1 Milliarden Euro zu Buche schlagen, Ausfälle durch kurz- und langfristige Arbeitslosigkeit, Pflegebedürftigkeit sowie Rehabilitation kosten der Wirtschaft jährlich 21,8 Milliarden Euro.
„Wer das Tabakwerbeverbot weiter aufschiebt, der tut der Wirtschaft in Deutschland also keinen Gefallen. Gerade aus wirtschaftlicher Sicht ist der Schritt zu einem Tabakwerbeverbot im öffentlichen Raum klug und überfällig“, betonte Henke.
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