Marburger Bund pocht auf bessere Einhaltung der Arbeitszeitgesetze
Stuttgart – Baden-Württembergs Krankenhausärzte sind nach Angaben des Marburger Bunds (MB) immer öfter überlastet. Die Arbeitsbedingungen in den Kliniken hätten sich in den vergangenen Jahren massiv verschlechtert, erklärte der Landeschef der Ärztegewerkschaft, Frank Reuther, heute in Stuttgart. Das wirke sich auch auf die Sicherheit der Patienten aus.
Der MB pocht deshalb darauf, regelmäßig und anlassunabhängig zu kontrollieren, ob Kliniken die Vorgaben des Arbeitszeitgesetzes für den ärztlichen Dienst einhalten. „Regelmäßige Verstöße sind leider an der Tagesordnung. Dies können wir so nicht länger hinnehmen“, sagte Reuther.
Laut Angaben des MB wird die Einhaltung der ärztlichen Arbeitszeit in Baden-Württembergs Kliniken im Vergleich zu den beiden anderen bevölkerungsstarken Bundesländern Bayern und Nordrhein-Westfalen deutlich seltener kontrolliert. So wurden 2018 in Bayern 4.318, in Nordrhein-Westfalen 1.733 Kontrollen durchgeführt. Die Kliniken im Südwesten wurden dagegen im vergangenen Jahr lediglich 760-mal kontrolliert.
„Die besten arbeitszeitgesetzlichen Regelungen und die besten Tarifverträge bringen überhaupt nichts, wenn sie nicht eingehalten werden“, kritisierte Sylvia Ottmüller, 2. Vorsitzende des MB-Landesverbandes. Es brauche dringend stärkere und konsequentere Kontrollen. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, hat die Ärztegewerkschaft heute eine öffentliche Petition mit dem Titel „Patientensicherheit verbessern – Ärztliche Arbeitszeit konsequent kontrollieren“ gestartet.
Dagegen betonte die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft (BWKG), die Belastung der Ärzte habe sich in den vergangenen Jahren deutlich reduziert. So hätten die Krankenhäuser im Land laut Statistischem Landesamt zwischen 2007 und 2017 5.700 zusätzliche Ärzte eingestellt.
Ärzte müssten sich heute um deutlich weniger Patienten kümmern und würden zugleich immer häufiger von flexiblen Arbeitsverhältnissen profitieren: Demnach habe sich die Teilzeitquote bei den Ärzten seit 2007 von 15,4 Prozent auf 28,5 Prozent fast verdoppelt.
„Sicherlich sind noch nicht alle Probleme gelöst, aber uns liegen von Seiten der Aufsichtsbehörden oder auch aus den Berichten unserer Mitglieder keine Informationen über steigende oder besonders gravierende Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz vor“, sagte BWKG-Vorstandsvorsitzender Detlef Piepenburg.
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