Europäische Impfwoche: Bürger sollen Impfschutz überprüfen

Berlin/Düsseldorf – Die 12. Europäische Impfwoche findet vom 24. bis 30. April 2017 unter dem Motto „Impfungen wirken“ statt. Die europäischen Mitgliedsstaaten sind dazu aufgerufen, die Impfwoche zu nutzen, um die Bevölkerung insbesondere auf die Bedeutung von Impfungen in jeder Lebensphase hinzuweisen. Auch in diesem Jahr unterstützt das Robert-Koch-Institut (RKI) die Europäische Impfwoche. Das CRM Centrum für Reisemedizin rät im Vorfeld der Europäischen Impfwoche der World Health Organisation (WHO) dazu, den Standardimpfschutz zu überprüfen. Der Deutsche Hausärzteverband warnt vor Lieferengpässen bei Impfstoffen.
Impfungen schützen in jeder Lebensphase – vom Säuglingsalter bis ins hohe Erwachsenenalter. Während die Impfquoten in Deutschland im Allgemeinen gut sind, gibt es dennoch immer wieder Teile der Bevölkerung, bei denen der Impfschutz nur unzureichend ist. Die Folge sind Krankheitsausbrüche, wie zum Beispiel momentan die erneut auftretenden Masernausbrüche. „Der aktuelle Masernausbruch in Europa mit hohen Fallzahlen in Deutschland, Rumänien, Belgien und Italien zeigt beispielhaft, dass die Impfraten bei den Standardimpfungen lückenhaft sind“, sagte Tomas Jelinek, Wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrum für Reisemedizin.
Nach Informationen des Robert-Koch-Instituts (RKI) ist die Impfquote bei Masern zwar tendenziell gestiegen, im Vergleich zum Vorjahr aber immer noch unverändert niedrig. Dies gilt auch für die Impfraten gegen Mumps und Röteln. Für Tetanus, Diphterie, Hämophilus influenzae, Polio und Hepatitis B sind sie sogar leicht gesunken. Sowohl bei der Impfung gegen Masern im Kindesalter als auch bei der Impfung gegen saisonale Influenza bei Senioren liegt Deutschland deutlich unter den nationalen beziehungsweise internationalen Zielvorgaben. Auch die Impfquoten gegen humane Papillomviren, die mitunter für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich sind, befinden sich bei jungen Mädchen immer noch auf einem niedrigen Niveau.
ABDA verkündet sinkende Masernimpfungen
Hingegen meldet die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), dass sich im vergangenen Jahr in Deutschland wieder weniger Menschen gegen Masern impfen ließen. Es seien 1,9 Millionen Impfdosen von Apotheken an Ärzte abgegeben worden, teilte die ABDA heute mit. Das sei ein Minus von 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, hieß es unter Berufung auf Berechnungen des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts. 2015 war der Absatz nach einem großen Masernausbruch in Berlin laut Angaben auf 2,3 Millionen Impfdosen angewachsen – damals ein Zuwachs um 46 Prozent im Vergleich zu 2014.
Auch pädiatrische Verbände unter dem Dach der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ) warnten zu Beginn der Europäischen Impfwoche angesichts gestiegener Fallzahlen vor der hochansteckenden Krankheit. Von mehr als 450 bislang beim RKI gemeldeten Fällen entfielen mehr als 50 auf Säuglinge, hieß es. Bei Babys ist die Erkrankung besonders gefürchtet, weil es als seltene Spätfolge zu einer chronischen, tödlichen Maserngehirnentzündung kommen kann.
Der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt warnte eingehend davor, bestehende Impflücken zu verharmlosen. „Dass Impflücken nach wie vor ein enormes Risiko darstellen, beweisen auch die Masernausbrüche, mit denen wir immer wieder zu kämpfen haben. Es ist die gemeinsame Aufgabe aller Akteure, immer wieder darauf hinzuweisen, dass ein mangelnder Impfschutz nicht nur ein Risiko für die eigene Gesundheit ist, sondern auch für die der Mitmenschen. Impfverweigerer handeln daher fahrlässig und verantwortungslos.“ Der Hausärzteverband warnte zudem vor Lieferengpässen bei Impfstoffen.
Hausärzteverband warnt vor Lieferengpässen bei Impfstoffen
Laut Paul-Ehrlich-Institut bestehen aktuell Lieferengpässe bei einer Reihe von Human-Impfstoffen, unter anderem für Impfungen gegen Keuchhusten, Diphterie und Tetanus sowie Polio. „Wir bekommen aus den Praxen gerade in diesem Jahr vermehrt die Rückmeldung, dass es bei der Lieferung bestimmter Impfstoffe zu Problemen und starken Verzögerungen kommt. Dieses Thema ist ja beileibe nicht neu und wird seit vielen Jahren diskutiert. Es ist dringend an der Zeit, das Problem endlich oben auf die Agenda zu setzen“, sagte Weigeldt.
Auf Länder- und/oder Kreisebene können verschiedene Aktivitäten angeboten werden, um über das Thema Impfen zu informieren und die Impfakzeptanz zu steigern.
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