Mehrheit befürwortet eingeschränkte Süßigkeitenwerbung für Kinder

Berlin – Eine Mehrheit der Deutschen unterstützt einer Umfrage zufolge die Pläne von Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) zur Beschränkung von Süßigkeitenwerbung, die sich an Kinder richtet.
66 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt rund um Schulen und Kindergärten sowie im Fernsehen und Internet weitgehend einzuschränken, wie die Umfrage für die Organisation Foodwatch ergab, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) vorlag.
67 Prozent der Befragten sind demnach besorgt, dass Kinder und Jugendliche zu viele Snacks und Süßigkeiten essen. Foodwatch bezeichnete die Ergebnisse als deutliches Signal an die Ampelregierung, umfassende Werbeschranken auf den Weg zu bringen.
„Nicht nur medizinische Fachgesellschaften, Kinderrechts- und Verbraucherorganisationen, sondern auch eine deutliche Mehrheit der Bundesbürger hält Werbebeschränkungen für unausweichlich, um Fehlernährung bei Kindern zu bekämpfen“, sagte Foodwatch-Verbraucherschutzexpertin Luise Molling dem RND heute.
Özdemir habe seine ursprünglichen Pläne bereits auf Drängen der Liberalen aufgeweicht, sagte sie. Nun müsse die FDP ihre Blockadehaltung endlich aufgeben: „Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sollte den Liberalen wichtiger sein als die Profitinteressen von Coca-Cola, Ferrero, McDonald's und Co.“ Özdemir sieht sich durch die Umfrage in seinen Gesetzesplänen bestätigt.
„Damit Kinder gesund aufwachsen können“, brauche es neben Aufklärung für Eltern, ausreichend Bewegung und gutem Essen in Kita und Schule „auch einen wirksamen Schutz vor Werbung für zu zuckrige, fettige oder salzige Lebensmittel“, sagte der Minister dem RND. Viel zu viele Kinder entwickelten bereits in jungen Jahren Krankheiten wie etwa Adipositas oder Diabetes, an denen sie meist ihr Leben lang leiden.
Der Ernährungsminister appellierte an die Ampelfraktionen, das Gesetz möglichst bald im Bundestag zu beraten: „Unser Gesetzentwurf sollte zeitnah die nächsten Schritte gehen, um breit und unter Einbeziehung aller gesellschaftlich relevanten Akteure beraten werden zu können", sagte er dem RND.
Nach der Sommerpause müsse die Expertenanhörung eingeleitet werden: „Diejenigen sollten endlich zu Wort kommen, die wissen, welche gravierenden Folgen eine ungesunde Ernährungsumgebung für Kinder hat.“
Kantar befragte laut RND Anfang Juli 2023 per Telefon knapp 2.000 in Deutschland lebende Menschen über 14 Jahren.
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