Vermischtes

Menschen mit Behinderung brauchen Mobilitätswende

  • Mittwoch, 2. November 2022
/Drobot Dean, stock.adobe.com
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Bonn – Menschen mit Behinderung fühlen sich bei der Fortbewegung im öffentlichen Raum weiterhin stark benachteiligt. Jeder dritte Mensch mit Beeinträchtigungen (34 Prozent) traue es sich etwa nicht zu, regel­mä­ßig alleine unterwegs zu sein, heißt es in dem Inklusionsbarometer Mobilität der Aktion Mensch.

Generell fühlten sich mit 29 Prozent fast doppelt so viele Menschen mit wie ohne Behinderung (16 Prozent) in manchen Mobilitätssituationen unsicher und alleine gelassen. Ebenso machten sie häufiger negative Er­fahrungen mit Mitreisenden oder dem Servicepersonal.

Das führe letztlich dazu, dass nur 67 Prozent der Befragten mit Beeinträchtigung angaben, gerne unterwegs zu sein, gegenüber 78 Prozent ohne Beeinträchtigung.

Der Befragung zufolge gibt es zudem erhebliche Unterschiede zwischen städtischem und ländlichem Raum. So bewerteten auf dem Land nur 26 Prozent der Befragten die Taktung der öffentlichen Verkehrsmittel als gut. Ebenso viele gaben an, dass der Zeitaufwand für die Wege für sie zu hoch sei. Rund ein Fünftel gab zudem an, sich den Weg zu Freizeitaktivitäten auch aus Kostengründen nicht leisten zu können.

Die Untersuchung kritisiert, dass Mobilität in Deutschland in der Regel noch vom „städtischen Mainstream­menschen“ aus gedacht werde. „Wir brauchen dringend eine Mobilitätswende, die den gleichberechtigten Zu­gang zu Angeboten für alle Menschen sicherstellt. Damit diese gelingt, müssen Menschen mit Beeinträchti­gung von Anfang an in Planung und Umsetzung neuer Verkehrskonzepte einbezogen werden“, fordert Chris­tina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch.

Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Jürgen Dusel, be­tonte, wie wichtig es sei, Barrierefreiheit mitzudenken, nicht nur in der Gesetzgebung, sondern auch in der Umsetzung. „Barrierefreiheit ist kein Bonbon für gute Zeiten. Eine barrierefreie und damit moderne Mobilitäts-Infrastruktur wird darüber entscheiden, ob wir in einem fortschrittlichen und zukunftsfähigen Land leben werden – oder eben nicht.“

Für die Umfrage wurden den Angaben zufolge 1.000 Menschen mit und 500 Menschen ohne Behinderung ab 16 Jahren befragt. Sie wurde als Onlinebefragung von Aktion Mensch gemeinsam mit dem Marktforschungs­institut Ipsos, einer Ko-Forschenden-Gruppe sowie Mobilitäts- und Inklusionsexperten vom 15. bis zum 28. März durchgeführt.

kna

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