Minister Fleißig: 16 Gesetze in 16 Monaten

Berlin – Sein Fleiß und sein Arbeitsdrang sind gewaltig: 16 Gesetze in 16 Monaten Amtszeit – diese hohe Schlagzahl aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) haben auch die 14 weiteren Kabinettskollegen von Jens Spahn schon in den vergangenen Monaten wahrgenommen. Keine andere Ministerin oder kein anderer Minister aus der Regierung kann so viele Initiativen vorweisen wie er.
Und heute, der letzten Kabinettssitzung vor der Sommerpause des Gremiums, unterstrich er noch einmal den Arbeitsdrang: Mit drei Gesetzentwürfen wurde er gar zum „Alleinunterhalter“ im Bundeskabinett – nur sein Ressort legte heute „neue Vorschläge vor, wie wir täglich das Leben der Menschen in Deutschland etwas besser machen“ – so formuliert es Spahn selbst.
Konkret waren Gesetzentwürfe zur Masernimpfpflicht, zur Reform des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherungen (MDK) sowie zum Schutz der stationären Apotheken im Kabinett – damit werden die Gesetze Nummer 8, 9 und 10 aus dem BMG in das parlamentarische Verfahren kommen.
„Es kommen noch weitere Gesetze“, kündigte Spahn vor Journalisten bei der Verabschiedung in die Sommerpause an. Dazu gehören eine – wahrscheinlich überarbeitete – Version des Faire-Kassenwahl-Gesetzes und damit der Reform des morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs (Morbi-RSA), dem Finanzausgleich der Krankenkassen.
Nachgearbeitet werden muss noch für ein Datenschutzgesetz, das mit dem Digitale Versorgungsgesetz (DVG) vergangene Woche angekündigt wurde. Außerdem steht ein Gesetzesvorschlag zur künftigen Notfallversorgung auf der Agenda. Über erste, mit dem Minister noch nicht abgestimmte Vorschläge, soll mit den Ländern nach Informationen des Deutschen Ärzteblattes Mitte August diskutiert werden.
Das Parlament bekommt viel zu tun
Nach der parlamentarischen Sommerpause werden dann das Psychotherapeuten-Ausbildungsgesetz, das Implantateregistergesetz, die Berufsgesetze für Hebammen und drei weitere Gesundheitsberufe, die schon genannten Gesetze zur Masernimpfung, zum MDK, zu den Apotheken sowie das Gesetz zur Digitalisierung des Gesundheitswesen und ein dazugehöriges Datenschutzgesetz im Parlament beraten.
Für diese Gesetzesflug gibt es genau sieben Parlamentswochen zur Beratung. Und zu jeder Beratung gehören eine erste Lesung im Parlament, mindestens eine öffentliche Anhörung mit Experten, sowie geschlossene Abstimmungsrunden und danach zwei weitere Lesungen im Bundestag. Nicht zu vergessen auch die Einwände, die die Bundesländer äußern könnten.
Spahn bleibt Gesundheit treu
An diesem Mittwoch, an dem Spahn seine Arbeitsintensität noch einmal belegt hatte, hätte für Spahn aber auch ein Karriereschritt kommen können: Weg vom Gesundheitsministerium, hin zum Minister für Verteidigung.
Noch gestern schrieben viele Journalisten davon, er könne nach der Wahl von Ursula von der Leyen zur EU-Kommissionspräsidentin und ihrem gleichzeitigen Rücktritt vom Amt der Verteidigungsministerin dieses Amt von ihr übernehmen. Sogar der Biograf, der vor rund einem Jahr die Biografie „Jens Spahn“ herausgebracht hat, schrieb gestern Abend „exklusiv“ darüber, dass Spahn das Ressort wechseln würde.
Bei dieser Personalspekulation war immer auch ein weitere Name im Spiel – als mögliche Nachfolgerin wurde die derzeitige Integrationsstaatsministerin Annette Widmann-Mauz (CDU) gehandelt. Sie war von 2002 bis 2018 in der Gesundheitspolitik unterwegs, zunächst als gesundheitspolitische Sprecherin ihrer Fraktion, zwischen 2009 und 2018 auch als Staatsekretärin im BMG.
Dass es anders gekommen ist – das ist nun Teil der Geschichte dieser dritten Großen Koalition unter Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie feierte heute ihren 65. Geburtstag. In der Nacht davor teilte sie gemeinsam mit Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer den Mitgliedern des CDU-Präsidiums die Personalentscheidung über das Verteidigungsministerium am Telefon mit.
„Ich habe die Entscheidung der Parteivorsitzenden und der Kanzlerin, wie alle anderen (CDU-)Präsidiumsmitglieder auch, in der Telefonkonferenz erfahren“, bestätigte Spahn auf seiner Pressekonferenz zu seinen drei Gesetzesentwürfen im Kabinett. Dabei freue er sich nach eigenen Worten über die Ernennung seiner Parteivorsitzenden, gegen die er noch im Dezember angetreten war, zur neuen Verteidigungsministerin.
Dass die Parteivorsitzende in dem Ressort Verantwortung übernehme, sei ein wichtiges Signal an die Bürger und auch für das Land. „Die Bundeswehr ist damit bei der CDU Chefinnen-Sache, im wahrsten Sinne des Wortes. Und das ist gut.“ Er freue sich auch ganz persönlich auf die Zusammenarbeit mit Kramp-Karrenbauer im Bundeskabinett.
Seinem eigenen Haus, das die derzeit 16 Gesetzesentwürfe vorbereitet und auch an weiteren Texten arbeitet, bleibe er verbunden. Er sei „gerne Bundesminister für Gesundheit“, das gelte weiterhin, sagte er. Und referierte dann doch lieber wieder zum Masernimpfstoff.
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