Medizin

mRNA-Impfstoff bei unter 5-Jährigen ähnlich sicher wie andere Impfstoffe

  • Montag, 24. Oktober 2022
/Kalim, stock.adobe.com
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Berlin – Erhalten Kleinkinder den mRNA-Impfstoff Comirnaty (Biontech/Pfizer), treten nach der Gabe Neben­wirkungen ähnlich häufig auf wie nach anderen nicht gegen COVID-19 gerichteten Impfungen. Das stellten Forschende aus Deutschland in einer retrospektiven Studie basierend auf Daten von mehreren tausend bis 5-jährigen Kindern fest. Die Arbeit ist in der Fachzeitschrift JAMA Network Open (2022, DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2022.37140) erschienen.

Die Arbeitsgruppe um Nicole Töpfner von der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des Univer­si­tätsklinikums Carl Gustav Carus in Dresden schrieb 19.000 Eltern beziehungsweise Erziehungsberechtigte per E-Mail an.

Diese hatten ihre Kinder im Rahmen der beiden SARS-CoV-2-Impfprogramme „U12Schutz“ und „Bildung Aber Sicher“ trotz der damals fehlenden Zulassung mit dem mRNA-Vakzin gegen COVID-19 impfen lassen. Zum Zeitpunkt der 1. Impfung waren die Kinder unter 5 Jahre alt.

Die Eltern wurden im Zeitraum vom 14.04. bis 09.05.2022 2-mal per Mail kontaktiert und nach möglichen unerwünschten Ereignissen (UE) infolge der COVID-19- und anderer nicht gegen SARS-CoV-2 gerichteten Impfungen, die nach dem 15.01.2022 erfolgten, befragt.

Letztlich lagen der Analyse Angaben von 7.806 kleinen Kindern zugrunde, die wenigstens eine COVID-19-Im­pfung erhalten hatten. Darunter fanden sich 3.824 Mädchen (49 %) und 3.977 Jungen (51 %). Das mediane Alter lag bei 3 Jahren.

Im Mittel betrug die Beobachtungszeit nach der 1. Impfung 91,4 Tage. Begleiterkrankungen wiesen 684 Kinder (8,8 %) auf; zu den häufigsten zählten Lungen- (n = 190) oder kardiovaskuläre Erkrankungen (n = 90) sowie Chromosomenaberrationen (n = 166).

Die Forschenden teilten die Kinder in 3 Altersgruppen ein: < 12 Monate (n = 338), 12 bis < 24 Monate (n = 1.272) und 24 bis < 60 Monate (n = 5.629) zum Zeitpunkt der 1. COVID-19-Impfung. Die Teilnehmenden erhielten die Impfung in 3 unterschiedlichen Dosierungen: 3, 5 und 10 µg.

In der Regel unterschieden sich die 11 UE-Kategorien nicht in der Häufigkeit zwischen den Altersgruppen und den Dosierungen. Lediglich Reaktionen an der Einstichstelle traten bei den 24- bis <60-Monate alten Kindern unter der 10-µg-Dosierung häufiger auf.

Die meisten UEs, die nach der Impfung auftraten, wurden als höchstens milde eingeschätzt. Kein Kind starb aufgrund der Impfung, bei 10 Kindern (0,1 %) traten schwerwiegende UEs auf, die eine stationäre Behandlung erforderten. Unter der 3-µg-Dosierung kam kein schwerwiegendes UE vor.

Verglichen mit anderen Impfungen stieg das UE-Risiko nach der COVID-19-Impfung insgesamt nicht an. In Analysen angepasst an Alter, Gewicht, Geschlecht und Größe war die Wahrscheinlichkeit für bestimmte UEs moderat erhöht.

Das galt für irgendein Symptom (Odds Ratio [OR] 1,62; 95-%-Konfidenzintervall [KI] 1,13-1,84), Reaktionen an der Einstichstelle (OR 1,68; 95-%-KI 1,38-2,05), muskuloskelettale Symptome (OR 2,55; 95-%-KI 1,32-4,94), dermatologische Symptome (OR 2,18; 95-%-KI 1,07-4,45) und Symptome im Hals-Nasen-Ohren-Bereich (OR 6,37; 95-%-KI 1,50-27,09).

Umgekehrt war es nach COVID-19-Impfungen weniger wahrscheinlich, dass Fieber (OR 0,42; 95-%-KI 0,32-0,55) und Allgemeinsymptome (OR 0,77; 95-%-KI 0,63-0,95) auftraten. Alle anderen Kategorien unterschieden sich nicht.

Den Autorinnen und Autoren zufolge könnten die vorliegenden Studienergebnisse, die individuelle Entschei­dung für die Durchführung einer Impfung mit Comirnaty bei Kindern unter 5 Jahren unterstützen. Womöglich ergänzten die Daten die Erkenntnisse aus den Zulassungsstudien des mRNA-Impfstoffs in dieser Altersgruppe.

Comirnaty war zum Zeitpunkt der Erhebung in der Europäischen Union und somit auch in Deutschland für den Einsatz bei Kindern unter 5 Jahren nicht zugelassen. Seit kurzem können sowohl Comirnaty als auch der mRNA-Impfstoff Spikevax (Moderna) bei Säuglingen ab einem Alter von 6 Monaten angewendet werden.

aks

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