Notfallmediziner für mehr Digitalisierung im Gesundheitswesen

Halle – Intensivmediziner setzen sich für eine schnellere Digitalisierung des Gesundheitssystems ein. Das sagte der neue Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Felix Walcher, vorgestern der Mitteldeutschen Zeitung.
Durch mehr digitale Vernetzung könnte man bundesweit Gesundheitstrends in der Bevölkerung, wie zuletzt die hohe Zahl von Atemwegserkrankungen, deutlich schneller und präziser erfassen und die Versorgung der Menschen optimieren, sagte Walcher.
„Der Datenschatz dafür wird jeden Tag in allen deutschen Kliniken generiert“, sagt der 55-Jährige, der seit 2014 Direktor der Klinik für Unfallchirurgie des Universitätsklinikums in Magdeburg ist. „Aber wir können ihn bislang nicht richtig nutzen, weil sich Deutschland eigentlich aus meiner Wahrnehmung immer noch im digitalen Mittelalter befindet.“ Die stärkere Nutzung medizinischer Daten ist aus Datenschutzgründen umstritten.
Walcher will sich als DIVI-Präsident zudem dafür einsetzen, dass die Personalknappheit und Dauerbelastung im medizinischen Bereich stärker in den Fokus gerückt wird. „Die Mitarbeitergesundheit ist nie ausreichend adressiert worden in Deutschland“, betonte er.
Aus Sicht des Mediziners müssen dazu auch Strukturen verändert werden: Als Beispiel nannte er die bestehende Dreiteilung in Rettungsdienst, Kliniknotaufnahme und Ärztlichen Bereitschaftsdienst. „Hier werden unnötig Ressourcen verbraucht, etwa durch falsche Zuordnung von Patienten“, kritisierte Walcher.
„Der Patient muss von Anfang an besser geleitet werden, beispielsweise durch eine einzige Telefonnummer“, sagte er. Dort solle er kompetent beraten werden und eine schnelle, verständliche Entscheidung dazu erhalten, was in seinem Fall zu tun ist.
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