Notfallversorgung: KBV-Vertreterversammlung übt Kritik an Kommissionsvorschlägen

Berlin – Ohne Einbezug der Perspektive niedergelassener Ärzte kann eine Reform der Notfallversorgung nicht funktionieren. Das betont die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) in einer heute mit überwältigender Mehrheit beschlossenen Resolution.
Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der KBV, verwies diesbezüglich auf die kürzlich vorgelegten Empfehlungen der Regierungskommission Krankenhaus. Es sei „gut und richtig“, an diesen Vorschlägen konstruktive Kritik zu üben.
Aus Sicht der Niedergelassenen müsse unter anderem die „höchst angespannte Personalsituation“ in der medizinischen Versorgung angemessen in der laufenden Fachdiskussion berücksichtigt werden.
In der Resolution heißt es, während vergangene Vorschläge der Kommission die bisherigen etablierten Strukturen gewürdigt und mit einbezogen hätten, breche die vorliegende Stellungnahme mit diesem Vorgehen.
„Einseitige und sektorenzentrierte Vorschläge sind wenig zielführend“, wird betont. Um künftig realitätsnahe Konzepte zu entwickeln, müssten die Experten der ambulanten Versorgung aktiv eingebunden werden.

Wie die Vertreterversammlung weiter hervorhebt, fuße die vorhandene Notdienstgestaltung auf kooperativen und arbeitsteiligen Strukturen – diese müssten unter Berücksichtigung regionaler Bedarfe weiterentwickeln werden.
Zudem mache man sich nachdrücklich für die Etablierung eines sektorübergreifenden Ersteinschätzungssystems stark. Dies könne wesentlich dazu beitragen, Fehlallokationen systematisch entgegen zu wirken.
Um den genauen Wortlaut der Resolution hatte es vor der Abstimmung eine Diskussion gegeben. „Ich befürchte, wenn wir jetzt mit Zorn reagieren, dass wir dann das falsche Zeichen setzen“, erklärte Ralph Ennenbach von der KV Schleswig-Holstein. „Das spielt nur anderen in die Karten und das haben wir nicht nötig.“
Er wolle „dafür werben, dass wir den Gesprächsfaden weiterspinnen können und nicht durch eine impulsive Reaktion abschneiden“, stimmte unter anderem Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der KV Nordrhein, zu. Eine zu harsche Reaktion könne die Verhandlungsposition schwächen – dieser diplomatische Ansatz setzte sich schlussendlich gegenüber dem ursprünglichen, und deutlich schärfer formulierten Resolutionsentwurf, durch.
KBV-Vize Stephan Hofmeister betonte, das KV-System könne bezüglich der Notfallversorgung viele funktionierende regionale Modelle vorweisen. Diesen „Baukasten“ gelte es zu nutzen. Im Rahmen einer Klausurtagung der KBV Anfang Mai werde man die Optimierung der Notfallversorgung nochmals gesondert auf die Agenda setzen, so die Ankündigung.
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