Nur wenige Patienten kennen nach Klinikaufenthalt ihre Medikation
Wiesbaden – Die Kommunikation zwischen Krankenhausärzten und Patienten sowie Klinikern und Niedergelassenen zu verbessern, mahnt die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). Hintergrund ist eine kürzlich erschienene Studie zur Entlassmedikation in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift (2016; 141: 1).
Dazu wurden 179 Patienten vor ihrer Entlassung aus einem Akut- oder geriatrischen Krankenhaus hinsichtlich ihrer Medikation befragt. 81 Prozent von ihnen wurde während des stationären Aufenthaltes ein neues Medikament zur ambulanten Weiterbehandlung verordnet. Doch nur elf Prozent konnten dies zutreffend benennen.
„Ähnliches erleben wir bei der Aufnahme von Patienten in die Klinik: Nur 20 Prozent der Patienten mit acht und mehr Arzneimitteln – also die Patienten mit besonderem Risiko – können vollständige Angaben zu ihrer Medikation machen“, sagte Daniel Grandt, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I am Klinikum Saarbrücken und Leiter der DGIM-Kommission für Arzneimitteltherapie-Management und Arzneimitteltherapiesicherheit.
Wenig Zeit fürs Gespräch
Hauptgrund für diese schlechten Ergebnisse ist laut den Experten der Fachgesellschaft, dass zu wenig Zeit für ein angemessenes Arzt-Patienten-Gespräch zur Verfügung steht.
Besonders bei längerem Aufenthalt in Krankenhäusern und Rehakliniken zeigt sich laut der DGIM häufig der Effekt, dass Patienten wenig über die Wirkung der ihnen verordneten Medikamente wissen und in Bezug auf ihre Behandlung resignieren.
„Die Patienten sollten die Wirkung ihrer Medikamente benennen können. Wenn es uns als Ärzten nicht gelingt, diese wichtigen Informationen an die Patienten zu vermitteln, können wir auch nicht erwarten, dass die Einnahme der Medikamente nach der Entlassung aus der Klinik verschreibungsgerecht erfolgt“, warnt Petra-Maria Schumm-Draeger, Vorsitzende der DGIM aus München. Sie empfiehlt eine ergänzende Aufklärung der Patienten durch aktuelle Medikationspläne. Nur so könnten Ärzte Wissensdefizite auffangen und damit das Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen minimieren.
„Um zu gewährleisten, dass Patienten künftig besser über mögliche Risiken, die richtige Anwendung und andere Aspekte informiert werden können, müssen wir im Vergütungs-System Raum für den Austausch mit dem Patienten – die sprechende Medizin – schaffen. Da ist vor allem die Gesundheitspolitik gefragt“, sagte Ulrich Fölsch, Generalsekretär der DGIM.
Die Fachgesellschaft warnt, dass im Zuge einer zunehmenden Ökonomisierung der Medizin die entscheidende persönliche Hinwendung zum Patienten zunehmend auf der Strecke bleibe und sieht dies in der aktuellen Studie bestätigt.
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