Ökonomen weisen auf wirtschaftspolitische Bedeutung der privaten Krankenversicherung hin

Berlin/München – Auf die ökonomische Bedeutung der privaten Krankenversicherung (PKV) und ihren Beitrag zum Wohlstand in Deutschland hat das WifOR-Institut hingewiesen. Das Institut ermittelt im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie jährlich die gesundheitswirtschaftliche Gesamtrechnung für Deutschland. Laut WifOR-Studie ist die PKV nicht nur als Finanzier von Gesundheitsleistungen, sondern auch als Wirtschaftsakteur ein wichtiger Teil der Gesundheitswirtschaft. Die WifOR-Ökonomen arbeiten in diesem Zusammenhang mit dem Begriff der „Bruttowertschöpfung“. Diese bezeichnet den Gesamtwert der Produkte oder Dienstleistungen – hier Dienstleistungen – abzüglich der dafür notwendigen Vorleistungen.
Als Wirtschaftsakteur hängen laut WifOR-Studie rund 8,6 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung an der PKV-Geschäftstätigkeit in Deutschland. Dies umfasst zum Beispiel die Geschäftstätigkeit eines Mitarbeiters in einem PKV-Unternehmen. 115.846 Erwerbstätige hängen der Studie zufolge von der PKV als Wirtschaftsakteur ab. Demnach sorgt jeder Arbeitsplatz in der PKV für zusätzliche 4,6 Arbeitsplätze in Deutschland. Zum Vergleich: In der Automobilwirtschaft sind es 4,5 und in der Pharmaindustrie 2,5 zusätzliche Arbeitsplätze. „Schon der ökonomische Fußabdruck der PKV als Wirtschaftsakteur zeigt den vergleichsweise hohen Beitrag der PKV zur Wertschöpfung und damit zum Wohlstand in Deutschland“, so das Zwischenfazit der Ökonomen.
PKV schafft viele Arbeitsplätze in Deutschland
Der ökonomische Fußabdruck der PKV als Finanzier von Gesundheitsleistungen ist den WifOR-Experten nach noch höher: 28,7 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung werden am Wirtschaftsstandort Deutschland durch Versicherungsleistungen der PKV finanziert. Dazu gehört zum Beispiel die Bruttowertschöpfung, die durch die von der PKV finanzierte Tätigkeit des Haus- oder Facharztes entsteht, plus jene Bruttowertschöpfung, die durch die vom Haus- oder Facharzt eingekaufte Dienstleistung zum Beispiel für die Praxissoftware entsteht.
„Während andere von der Öffentlichkeit typischerweise als stark betrachtete Branchen häufig industriell geprägt sind und ihre Vorleistungen auch aus dem Ausland beziehen, entfaltet sich die Wertschöpfungskette der PKV als Finanzier von Gesundheitsleistungen insbesondere im Inland und im personalintensiven ambulanten und stationären Dienstleistungsbereich“, betonen die Ökonomen. Auf diese Weise finanziere die PKV in Deutschland 589.170 Erwerbstätige, unter anderem im Bereich der ambulanten oder stationären medizinischen Versorgung.
Auf der Basis ihrer Studie warnen die Ökonomen vor einer Abschaffung der PKV, wie sie die Befürworter einer Bürgerversicherung befürworten. Sie beziffern die Mehrumsätze im Gesundheitswesen aufgrund der PKV auf rund 13,4 Milliarden Euro. Diese würden ohne die PKV fehlen. Außerdem seien mit der PKV direkt und indirekt 303.000 Erwerbstätigenverhältnisse verbunden, die ebenfalls entfallen würden.
„Da die Befürworter der Bürgerversicherung eine vollständige Kompensation der Mehrumsätze zum Teil ausschließen, könnte ein einheitlicher Krankenversicherungsmarkt nach dem Vorbild der gesetzlichen Krankenversicherung unmittelbare Auswirkungen auf die Ausstattung der Praxen und Krankenhäuser sowie auf die medizinische Versorgung der Bevölkerung in Deutschland insgesamt haben“, warnen sie.
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