Patientenbus: Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen zieht erstes positives Fazit
Leer/Aurich – Mit dem Shuttle-Bus vom Land zum Arzt in die Stadt fahren – dieses Modellprojekt im Landkreis Leer ist nach dem Start vor einem Jahr gut angelaufen. „Die Akzeptanz war bisher gut“, sagte Dieter Krott von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Niedersachsen in einer ersten Bilanz zum Patientenbus. Das Angebot in der ländlichen Region mit nur wenigen Busverbindungen werde vor allem von älteren Patienten, aber auch von jungen Familien genutzt. Der Landkreis Leer, KV und Betreiber der Busse hätten bislang rund 300 Nutzer gezählt. Zum Jahresende soll sich entscheiden, ob das Projekt fortgesetzt oder ausgeweitet wird.
Hintergrund sind mehrere Aktionen gegen den drohenden Ärztemangel auf dem Land. Nach einer landesweiten Prognose wird im Jahr 2030 das Angebot an Hausärzten in Niedersachsen um etwa 20 Prozent kleiner sein als der Bedarf. Es müssen sich also mehr Ärzte in ländlichen Regionen niederlassen, umgekehrt sollen aber auch Patienten leichter in die Praxen kommen. Denn in dünn besiedelten Gebieten gibt es meist kein enges Netz an Busverbindungen. Die Mobilität gerade von älteren Menschen in den Dörfern wird weiter eingeschränkt.
Versorgung schon heute nicht ideal
Die Fahrt im Patientenbus kostet 4,60 Euro, die Patienten werden von zu Hause abgeholt und zur Arztpraxis gebracht. Es gibt eine Mobilitätsgarantie: Falls die Warte- oder Behandlungszeit in der Praxis eine Rückfahrt mit dem Patientenmobil nicht ermöglicht, wird ohne Preiszuschlag ein Taxi eingesetzt.
„Ein Teil des Landkreises Leer ist schon jetzt nicht optimal mit Hausärzten versorgt“, sagte ein KV-Sprecher in Hannover. Demnach leben in dem Gebiet Leer-Süd mit 38 Hausärzten knapp 76.000 Menschen, das entspricht einem Versorgungsgrad von 84 Prozent. Bei einem Durchschnittsalter der Ärzte von 45 Jahren zeichnet sich in den nächsten Jahren ein Bedarf von zwölf weiteren Hausärzten ab. Im nördlichen Kreisgebiet sieht es dagegen mit 110 Prozent deutlich besser aus.
Auch in anderen ländlichen Regionen Niedersachsens wie Delmenhorst, Buxtehude, Meppen und Cloppenburg ist die Versorgung nicht so gut, wie es in den Richtlinien von KV und Krankenkassen vorgesehen ist. Das Land will mit weiteren Initiativen den drohenden Hausärztemangel auf dem Land bekämpfen. So werden Stipendien für Medizinstudierende vergeben und Praxisgründer mit Zuschüssen gelockt. Ärzte, die sich dort neu niederlassen, werden mit bis zu 60.000 Euro gefördert und bekommen für die Startphase eine Einnahmegarantie.
Die SPD in Niedersachsen hatte mehrfach auch eine Landarztquote für Medizinstudierende ins Spiel gebracht. Zehn Prozent der Studienplätze sollten künftig an Bewerber vergeben werden, die sich verpflichten, anschließend für zehn Jahre als Allgemeinmediziner im unterversorgten Raum zu arbeiten.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: