Mehr ausländische Ärzte in Niedersachsen zugelassen
Hannover – Die Zahl der staatlichen Zulassungen für ausländische Ärzte ist in Niedersachsen deutlich gestiegen. Während 2010 155 Approbationen an Ausländer erteilt wurden, waren es im vergangenen Jahr bereits 529. Das teilte der Niedersächsische Zweckverband zur Approbationserteilung (NiZzA) mit.
Ärzte aus Nicht-EU-Ländern erhalten in der Regel zunächst eine zeitlich befristete Berufserlaubnis. 2010 wurden 573 dieser Berufserlaubnisse vergeben, 2016 waren es 775. Die Tendenz sei auch in diesem Jahr weiterhin leicht ansteigend, sagte Meike Meyer-Wrobel vom Zweckverband in Hannover.
Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund (MB) forderte, langfristig in Deutschland selbst wieder mehr Ärzte auszubilden. „Ohne ausländische Ärzte kommen wir im Moment nicht aus“, sagte der MB-Landesverbandsvorsitzende Hans Martin Wollenberg. Eine gute Integration ausländischer Ärzte brauche aber finanzielle Mittel, um fachlich-sprachliche Mängel zu verringern. Die Weiterbildung müsse verbessert werden, es dürfe keine Zwei-Klassen-Gesellschaft bei den Ärzten entstehen.
Angesichts des Ärztemangels vor allem auf dem Land hat der Präsident der Bundesärztekammer, Frank-Ulrich Montgomery, die Politik zu einer Reform des Medizinstudiums aufgefordert. Gerade in ländlichen Regionen leisteten ausländische Ärzte zwar einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung, sagte er. „Wir können und sollten aber nicht versuchen, unser Fachkräfteproblem im ärztlichen Dienst durch Zuwanderung aus dem Ausland zu lösen.“
Zum einen sei es eine Riesen-Herausforderung, die für eine gute Patientenversorgung notwendigen Fachsprachen-Kenntnisse zu vermitteln und zu prüfen. „Zum anderen muss uns bewusst sein, dass die zugewanderten Kollegen in ihren Herkunftsländern fehlen“, sagte Montgomery. Notwendig seien neue Auswahlverfahren für das Medizinstudium in Deutschland, mehr praktische Anteile und mindestens 1.000 neue Studienplätze.
Zugewanderte Mediziner sind derzeit vor allem in Krankenhäusern in ländlichen Regionen tätig. Im Krankenhaus von Holzminden sind junge Mediziner aus Osteuropa ein Stützpfeiler, in Ostfriesland setzt man auf Ärzte aus Südamerika. Bundesweit zählte die Bundesärztekammer 2016 41.658 berufstätige ausländische Ärzte. Das waren elf Prozent der Ärzteschaft. Besonders viele sind in Krankenhäusern in ländlichen Regionen angestellt.
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