Patientensteuerung über die 116117 bewährt sich in Westfalen-Lippe

Dortmund – Die Bedeutung einer gut funktionierenden Patientensteuerung im ärztlichen Bereitschaftsdienst betont die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Westfalen-Lippe. Besonders wichtig sei dabei die Patientenservice-Hotline 116117.
Die KV hat diese vor rund eineinhalb Jahren neu organisiert: Anrufende erhalten rund um die Uhr eine medizinische Ersteinschätzung zu ihren Beschwerden. Dafür stehen über 100 medizinisch geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereit, deren Aufgabe es ist, die Patienten in die richtige Versorgungsebene zu leiten.
Diese können sein: Hausarztpraxis, Videosprechstunde, Notfallpraxis, Krankenhausambulanz oder aufsuchender Dienst. „Mittlerweile haben sich die Abläufe sehr gut eingespielt – wir bekommen regelmäßig und von vielen Stellen die Rückmeldung, dass dies die Notaufnahmen in den Krankenhäusern sowie den Rettungsdienst entlastet“, sagte der KV-Vorstandsvorsitzende Dirk Spelmeyer.
Ein weiteres Element für die Patientensteuerung im Notdienst sind die Portalpraxen: Von ihnen gibt es inzwischen in Westfalen-Lippe 35, Tendenz steigend. Alle Patienten werden dort zunächst an einem gemeinsamen Tresen betreut.
Die fachkundigen Mitarbeiter entscheiden dann, ob die Behandlung weiter ambulant durch den ärztlichen Bereitschaftsdienst in der Portalpraxis oder im Krankenhaus mit erweiterten Diagnostikleistungen stattfindet. „Portalpraxen sind Beispiele für eine sehr gut funktionierende intersektorale Zusammenarbeit mit dem stationären Bereich – und damit wegweisend für die Versorgung der Zukunft“, so Spelmeyer.
Wichtig sei aber, dass die angestoßene Krankenhausreform auch die Finanzierung neu ordne: „Teure Krankenhausstrukturen, die nicht notwendig sind, müssen abgebaut werden. Gleichzeitig muss der ambulante Sektor, wenn er an dieser Stelle Verantwortung und Leistungen übernehmen soll, auch mit den entsprechenden Finanzmitteln ausgestattet werden“, so der KV-Chef.
Spelmeyer betonte, dass die Möglichkeiten der Patientensteuerung in Deutschland noch längst nicht ausgeschöpft seien. Wichtig seien verbindliche bundesweite Rahmenbedingungen.
Bislang stehe Patienten im deutschen Gesundheitswesen völlig frei, welche Struktur sie aufgrund ihrer subjektiven Einschätzung aufsuchten. „Eine zentrale und verpflichtende Steuerung würde das gesamte System nachhaltig entlasten“, sagte der KV-Vorstandsvorsitzende.
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