Bei Reform der Notfallversorgung Patientensteuerung umsetzen

Berlin – Eine möglichst verpflichtende Patientensteuerung über integrierte Leitstellen sollte Kernelement der geplanten Notfallreform sein, so der Tenor eines Expertenpanels im Rahmen der gestrigen Herbsttagung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).
Es sei „ganz wichtig“, Patientinnen und Patienten eine steuernde Ansprechstelle zu bieten, betonte Reinhard Busse, Gesundheitsökonom an der TU Berlin sowie Mitglied der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung.
Derzeit wüssten diese oftmals schlichtweg nicht, welche Versorgungsebene jeweils angemessen sei. Das Motto „die Notaufnahmen sind immer da, wenn ich nicht weiß, wohin ich gehen kann, gehe ich dahin“ müsse aber ein Ende haben. „Ob man das so macht wie in anderen Ländern, dass es immer übers Telefon geht – darüber müssen wir uns verständigen“, so Busse.
Er ließ anklingen, dass dies aus seiner Sicht zumindest perspektivisch ein sinnvoller Ansatz sein könnte. Zunächst sei aber auch eine Doppelkombination aus Telefon(-leitstelle) und Integrierten Notfallzentren (INZ) denkbar. Mehr Optionen für Patienten, eine Akut- beziehungsweise Notfallversorgung in Anspruch zu nehmen, seien mit Blick auf eine effektive Steuerung abzulehnen.
Eine telefonische Steuerung in die richtige Versorgungsebene bewertete auch Christian Wrede, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft Klinische Notfall- und Akutmedizin (DGINA), als sinnvoll. Die Einbindung der Software SmED zur Ersteinschätzung des Versorgungsbedarfs über die 116117 stelle einen erheblichen Schritt in die richtige Richtung dar.
Dabei solle dann aber auch die Vermittlung eines konkreten Termins, wenn nötig, Teil der Leistung sein, um so Anreize für eine Nutzung der telefonischen Abklärung und Steuerung zu setzen. „Ich bin gegen Strafgebühren“, betonte Wrede. Voraussetzung dafür seien ambulante Strukturen, welche die gesteuerten Patienten zeitnah behandeln könnten – derzeit fänden die Menschen „nur relativ schwer Zugang zur haus- und fachärztlichen Versorgung“.
Martin Scherer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM), sagte dazu, die ambulanten Versorgungsangebote seien durchaus, trotz zu verzeichnender Probleme, „noch ausreichend“. Bei vielen Patienten spiele aber ein 24/7-Anspruchsdenken und eine gewisse Bequemlichkeit eine Rolle. Dies sorge für eine „fehlgeleitete Ressourcennutzung“.
Auch insofern mache eine telefonische Einsteuerung in die jeweils passende Versorgungsebene Sinn, so Scherer. Er forderte in diesem Zusammenhang, dass bereits erhobene Patientendaten künftig digital durch die gesamte Versorgungskette durchgereicht werden können und nicht mehrfach erhoben werden müssen.
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