Deutschland startet Hilferuf für Hungernde in Afrika

Berlin/Juba – Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) hat mit Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) einen Hilfsappell für die Hungernden in Afrika gestartet. In Teilen Afrikas und im Jemen drohe eine Hungerkatastrophe, sagte Gabriel heute bei einer internationalen Konferenz mit dem UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) und dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Berlin. Betroffen seien Millionen Menschen. Man müsse sofort helfen, allein um das nackte Überleben zu sichern, forderte der SPD-Politiker. Der „Berliner Appell“ richte sich an die internationale Gemeinschaft und an Privatpersonen.
Es sei ein Aufruf, nicht tatenlos zuzuschauen, sagte Müller. Die Lage sei dramatisch. Deutschland beteilige sich bereits mit zusätzlich 400 Millionen Euro und sichere damit das Überleben vieler Menschen, sagte Müller. „Ich habe verdurstete Kamele in Äthiopien gesehen – erst sterben die Tiere, dann die Menschen“, erklärte der CSU-Politiker.
Auch im Südsudan spitzt sich die Situation den Vereinten Nationen (UN) zufolge zu. Hilfsorganisationen warnen vor einer Ausweitung der Hungersnot. Ohne einen raschen und massiven Hilfseinsatz der internationalen Gemeinschaft drohe sie sich „auf weite Teile des Landes auszuweiten“, erklärte der Landesdirektor der Welthungerhilfe in Juba, Stefano Temporin. In dem Land werden in diesem Jahr UN-Angaben zufolge bis zu 5,5 Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sein – das ist etwa die Hälfte der Bevölkerung. 100.000 Menschen sind unmittelbar vom Hungertod bedroht, eine Million weitere stehen kurz davor.
Neben dem Südsudan sind auch Menschen in Teilen Somalias, Äthiopiens, Nigerias und im Jemen von internen Konflikten, Krieg, Vertreibung und starken Dürren betroffen. „Das ist eine von Menschen geschaffene Krise, mit der wir es hier zu tun haben“, sagte IKRK-Präsident Peter Maurer. Sie habe sich über Jahrzehnte aufgebaut. UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi sprach von einem tödlichen Dreiklang aus Konflikt, Dürre und gewaltsamer Vertreibung.
Mehr als vier Milliarden Euro würden benötigt, um sofort helfen zu können. Nach UN-Angaben ist erst rund ein Fünftel der Summe eingegangen. Es sei beschämend, dass so wenig Geld geflossen sei, sagte Müller. Der Entwicklungsminister kritisierte auch die Regierungen in Russland, Saudi Arabien und China. Die ersten beiden Länder würden sich gar nicht und China kaum an Hilfen beteiligen.
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