Ausland

EU-Kommission will gegen Falschinformationen zu Impfungen vorgehen

  • Freitag, 26. April 2019
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Brüssel – Angesichts der Gefahr von Epidemien und Todesfällen hat die EU-Kommission eine bessere Aufklärung über Impfungen gefordert. Zwar hielten 85 Prozent der EU-Bür­ger Impfungen für wirksam, um ansteckende Krankheiten zu verhindern, erklärte sie heu­te unter Berufung auf eine europaweite Umfrage.

48 Prozent glaubten demnach aber fälschlicherweise, dass Impfungen häufig schwere Nebenwirkungen haben. Und 38 Prozent meinten, dass sie die Krankheiten auslösen können, gegen die sie schützen sollen. „Das bedeutet, dass unsere Arbeit, die Impfab­deckung zu erhöhen und gegen Falschinformationen zu Impfungen vorzugehen, noch lange nicht beendet ist“, erklärte Vize-Kommissionspräsident Jyrki Katainen.

Er kündigte für den 12. September einen „Globalen Impfgipfel“ in Brüssel an, der von der EU und der Weltgesundheitsorganisation WHO gemeinsam veranstaltet wird. Für die Eu­robarometer-Studie wurden europaweit 27.524 Menschen befragt. In Deutschland gingen demnach 46 Prozent der Teilnehmer fälschlicherweise davon aus, dass Impfungen häufig schwere Nebenwirkungen haben. Und 42 Prozent waren der Ansicht, dass Impf­stoffe die Krankheiten verursachen können, gegen die sie schützen sollen.

Angesichts des verstärkten Auftretens der Masern wird in Deutschland immer wieder über eine Impfpflicht diskutiert. Nach Brandenburg bemüht sich derzeit auch Nordrhein-West­falen um eine Masernimpfpflicht für Kindergartenkinder. Baden-Württemberg kündigte eine Prüfung an. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) prüft derzeit, wie eine Impfpflicht umgesetzt werden könnte.

Katainen zufolge gab es im vergangenen Jahr 35 Tote durch Masern in der EU. Zwischen 2016 und 2017 hat sich demnach die Zahl der Todesfälle verdreifacht. In der Eurobaro­meter-Erhebung gaben in Deutschland 52 Prozent der Befragten an, dass Masern heute weiter Todesfälle in der EU verursachen. Das ist deutlich mehr als der EU-Durchschnitt von 37 Prozent. Am wenigsten Menschen glaubten dies mit neun Prozent in Spanien.

Eine Impfpflicht ist aus Sicht der EU-Kommission allerdings kein Allheilmittel zur Ein­däm­mung der Masern und anderer Infektionskrankheiten. „Zwang ist nicht die einzige Lösung“, sagte Katainen in Brüssel. „Es kann in einigen Ländern funktionieren, aber an­de­re Organisationsformen des Impfens scheinen genauso wirksam zu sein.“ Es liege allein im Ermessen der EU-Staaten, wie sie vorgehen, sagte der finnische Kommissar. Viel hänge davon ab, wie gut das Gesundheitssystem funktioniere und wie gut die Bürger informiert seien.

dpa

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