Griechische Flüchtlingscamps nicht winterfest

Athen – Die EU-Politikerin Barbara Lochbihler warnt vor einer bevorstehenden humanitären Katastrophe in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln. „Das Lager Moria auf Lesbos ist mit gut 6.500 Bewohnern dreimal überbelegt. Mindestens 1.500 von ihnen leben derzeit in Zelten, die nicht beheizbar sind“, sagte Lochbihler gestern nach einem Besuch auf der Insel. Die Infrastruktur reiche für so viele Menschen einfach nicht aus; manche Flüchtlinge und Migranten lebten bereits seit eineinhalb Jahren unter diesen Bedingungen, sodass Frust und Aggressionen täglich zunähmen.
„Die Ursachen für diese Situation sind neben dem Anstieg der Flüchtlingszahlen Missmanagement auf griechischer Seite und der Druck durch die Europäische Kommission, Flüchtlinge nicht auf dem Festland unterzubringen, wo die Möglichkeiten besser wären“, sagte die EU-Parlamentarierin, die Vizepräsidentin des Menschenrechtsausschusses des EU-Parlaments ist. Erst kürzlich habe EU-Kommissionsvize Frans Timmermanns in einem Interview bekräftigt, die Flüchtlinge seien auch weiterhin auf den Inseln festzuhalten. Lochbihler forderte, die griechischen Behörden müssten mit Unterstützung der EU-Kommission schnell einen Notfallplan vorlegen.
Seit Monaten nimmt die Zahl der Flüchtlinge und Migranten auf den griechischen Inseln in der Ostägäis wieder zu. Im Schnitt setzen täglich rund 200 Menschen illegal von der Türkei über. Insgesamt harren nach offiziellen Angaben derzeit 15.200 Flüchtlinge und Migranten auf den Inseln Lesbos, Samos, Chios, Leros und Kos aus. Die Kapazität liegt bei knapp 8.000 Plätzen. Das EU-Parlament will heute über einen Winterhilfsplan für Asylbewerber debattieren.
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