Ausland

Medizinische Teams sehen Seuchengefahr in Pakistan

  • Dienstag, 30. August 2022
/picture alliance, AP, Muhammad Sajjad
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Sukkur – Bei den heftigen Monsunregenfällen und den folgenden Überschwemmungen in Pakistan wird lang­sam das ganze Ausmaß der Katastrophe deutlich. Nach Angaben von Klimaministerin Sherry Rehman steht ein Drittel des Landes unter Wasser. Die Zahl der Todesopfer stieg bis heute auf 1.130. Mehr als 33 Millionen Men­schen und damit jeder siebte Einwohner sind den Behörden zufolge von den Überschwemmun­gen be­troffen.

Nach Angaben der Regierung benötigt Pakistan umgerechnet mehr als zehn Milliarden Euro, um die beschä­digte Infrastruktur zu reparieren und wieder aufzubauen. Die UNO startete einen Nothilfeaufruf und bat zu­nächst um 160 Millionen Euro.

Das Ausmaß der Zerstörung in den Flutgebieten sei „überwältigend“, sagte Klimaministerin Rehman. „Es ist alles ein großer Ozean.“ Planungsminister Ahsan Iqbal sagte, besonders in den Bereichen Telekommunikation, Straßen und Landwirtschaft seien massive Schäden entstanden. Mehr als eine Million Häuser und zahlreiche landwirtschaftliche Flächen wurden zerstört oder schwer beschädigt, viele Straßen und Brücken wurden weggespült.

Im Süden und Westen Pakistans steht das Wasser teilweise so hoch, dass viele Menschen auf Hochstraßen oder Eisenbahnbrücken kletterten, um den Fluten zu entkommen. „Wir haben noch nicht einmal Platz, um Essen zu kochen. Wir brauchen Hilfe“, sagte die Schülerin Rimsha Bibi, die in Dera Ghazi Khan in der Provinz Punjab auf Helfer wartete.

Premierminister Shehbaz Sharif sagte, derart heftige Regenfälle habe es in Pakistan in den vergangenen 30 Jahren nicht gegeben. Die Regierung in Islamabad hat bereits den Notstand ausgerufen und um internatio­na­le Hilfe gebeten. Erste Hilfsflüge trafen aus der Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten ein, auch Länder wie Kanada, Australien und Japan sagten ihre Unterstützung zu.

Die UNO startete heute einen Aufruf zur Finanzierung von Nothilfe in Höhe von umgerechnet 160 Millionen Euro. Wie das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Hilfe (Ocha) in Genf mitteilte, sollen mit den Spen­dengeldern sechs Monate lang Notunterkünfte, Gesundheitsversorgung, Lebensmittel und Trinkwasser für 5,2 Millionen Menschen finanziert werden.

Helfer sorgen sich unterdessen um die medizinische Versorgung und sehen eine Seuchengefahr. „Die Situa­tion in den Überschwemmungsgebieten, wie in der Provinz Sindh, ist verheerend“, sagte Cordula Wasser, Leiterin der Asienabteilung von Malteser International. Nachdem die schweren Regenfälle bereits seit Juni anhielten, drohten nun Krankheiten wie Cholera auszu­brechen.

„Wir werden über unsere lokalen Partner mobile medizinische Teams in die besonders betroffenen Regionen entsenden, um die Ausbreitung von Seuchen zu verhindern“, erklärte sie. Außerdem werde man Zelte, Medika­mente und Bargeld an 6.000 besonders verletzliche Familien in den Distrikten Sanghar und Mirpur Khas ver­teilen.

Bereits in den vergangenen Wochen haben in der stark betroffenen Provinzen Sindh Freiwillige, die in den vergangenen Jahren von den Maltesern ausgebildet wurden, bei den Rettungsmaßnahmen und bei der Eva­kuierung von Familien unterstützt.

In Trainings wurden die Freiwilligen darin geschult, die Bevölkerung frühzeitig vor Katastrophen zu warnen, und bei Fluten Menschen in höher gelegene Gegenden zu begleiten. Zusätzlich wurden die Teams mit Zelten, Planen und Hygienekits für den Notfall ausgestattet.

Die Monsunregenzeit dauert in Pakistan gewöhnlich von Juni bis September. Für die Landwirtschaft und die Wasservorräte spielt sie eine äußerst wichtige Rolle, doch immer wieder sorgt sie auch für verheerende Überschwemmungen.

Pakistan ist besonders anfällig für Klimaveränderungen. Es steht nach Angaben der deutschen Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch auf Platz acht der am stärksten von extremen Wetterereignissen bedrohten Länder.

may/afp

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