Mehr Gewicht für geschlechtsspezifische Biologie und Medizin

Saarbrücken – Die medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes verleiht dem Thema geschlechtsspezifische Biologie und Medizin mehr Gewicht und baut ein neues Zentrum (CGBM) dafür auf. In der Einrichtung soll es darum gehen, unterschiedliche Wirkungen und Auswirkungen von Krankheiten bei Frauen und Männern zu erforschen.
„Die biologischen Unterschiede zwischen Mann und Frau spielen bei vielen Krankheiten eine bedeutende Rolle“, sagte Jakob von Weizsäcker, saarländischer Minister der Finanzen und für Wissenschaft (SPD). Diese Unterschiede könnten Häufigkeit und Verlauf der Erkrankung betreffen, Diagnose und Therapie. Vielfach stehe die Erforschung der tieferen Gründe für diese Unterschiede noch in den Kinderschuhen.
Die Fakultät gab einige Beispiele für geschlechtsspezifische Unterschiede bei verschiedenen Krankheiten: So hätten Frauen ein dreifach höheres Risiko als Männer, an Multipler Sklerose (MS) zu erkranken. Dennoch zeigten Männer mit MS eine stärkere Schädigung der Nervenfasern und sogar höhere Raten von Behinderungen und Sterblichkeit. Frauen litten im Vergleich zu Männern häufiger an Osteoporose, Depressionen und diversen Autoimmunerkrankungen.
„Die Grundidee ist, dass wir die herausragende Expertise auf dem Gebiet der zellulären Signalverarbeitung, die an der Universität des Saarlandes über Jahrzehnte aufgebaut wurde, in einem Zentrum bündeln, um auf dieser Grundlage die Mechanismen von geschlechtsabhängigen Krankheitsverläufen zu untersuchen“, erläuterte Frank Kirchhoff, einer der Initiatoren des neuen Zentrums.
Krankheiten entstünden selten in einem einzigen Organ. Meist spielten mehrere Organe, die miteinander auf zellulärer Ebene kommunizierten, eine Rolle, erklärt er.
„Solche Komorbiditäten und deren geschlechtsspezifischen Unterschiede und Pathomechanismen stehen im Mittelpunkt der Forschung, die wir am CGBM genauer untersuchen möchten“, unterstrich Sandra Iden, ebenfalls Initiatorin des Zentrums.
Mittelfristig sollen im CGBM (Centrum für geschlechtsspezifische Biologie und Medizin) mehr als 150 Personen in Forschung und Entwicklung arbeiten und damit laut der Fakultät auch einen wichtigen Beitrag für den Strukturwandel im Saarland leisten.
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