Medizin

Kinder mit rheumatischen Erkrankungen haben COVID-19 gut überstanden

  • Montag, 4. September 2023
/stock.adobe.com
/stock.adobe.com

Bonn – Die immunsuppressive Behandlung, die für erwachsene Rheuma-Patienten bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 das Risiko von lebensgefähr­lichen Erkrankungen erhöht, scheint pädiatrische Patienten bei einer Erkrankung mit COVID-19 nicht zu gefährden. Dies zeigt die Analyse eines Patientenregisters, deren Ergebnisse auf dem Deutschen Rheumatologie­kongress 2023 in Leipzig vorgestellt wurden (DOI: 10.3205/23dgrh130).

Das Register für Biologika in der Kinderrheumatologie (BIKER) wurde eingerichtet, um die Sicherheit und Ver­träglichkeit der Medikamente bei Kindern zu untersuchen, die häufig von der Teilnahme an den Zulassungs­studien dieser Mittel ausgeschlossen waren.

Zu Beginn der Pandemie haben die Initiatoren die Erhebung um ein standar­disiertes Formular erweitert, um alle teilnehmenden Zentren proaktiv zu Auftreten, Präsentation und Outcome von SARS-CoV-2-Infektionen bei Kindern mit rheumatischen Erkrankungen zu befragen.

Wie Ariane Klein von der Asklepios Kinderklinik in Sankt Augustin bei Bonn berichtet, ist es zwischen März 2020 und Dezember 2022 bei 885 Patienten zu insgesamt 928 Infektionen mit SARS-CoV-2 gekommen.

Am häufigsten erkrankten Patienten mit einer juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA), gefolgt von einer geneti­schen Autoinflammation (103 Infektionen), systemischen Autoimmunerkrankungen (78 Infektionen), idiopathi­scher Uveitis (25 Infektionen) und Vaskulitiden (5 Infektionen).

Jeweils etwa ein Drittel der Patienten war mit konventionellen Basisthera­peutika („disease-modifying anti-rheumatic drugs“, DMARD) oder mit Biologika behandelt worden, oder sie hatten keine antirheumatischen Medikamente erhalten.

Die meisten Erkrankungen verliefen insgesamt milde, wobei Patienten, die mit konventionellen DMARD, sprich Methotrexat, behandelt wurden, mit 10,2 Tagen deutlich länger erkrankt waren als Patienten ohne Behandlung (7,7 Tage) oder Patienten, die Biologika (hauptsächlich TNF-Inhibitoren) erhalten hatten (8,2 Tage).

Nur fünf Patienten wurden laut Klein für vier bis sieben Tage stationär behandelt. Es gab nur einen einzigen Todesfall: Eine dreieinhalbjährige Patientin verstarb während der ersten Welle der Pandemie an einer Enze­phalopathie und Atemstillstand. Die Patientin war laut Klein wegen einer systemischen JIA mit Methotrexat und Steroiden behandelt worden.

Genetische Tests hätten einen bis dahin unbekannten angeborenen Immundefekt diagnostiziert. Nach den Angaben im BIKER-Register musste kein anderer Patient beatmet oder intensivmedizinisch versorgt werden. Ein Patient erlitt nach der Infektion ein „Paediatric Inflammatory Multisystem Syndrome“ (PIMS), das ohne Komplikationen verlief.

Nach Einschätzung von Klein hat die antirheumatische Behandlung insgesamt keinen negativen Einfluss auf den Schweregrad oder den Ausgang der SARS-CoV-2-Infektion gehabt.

rme

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung