Kinder mit rheumatischen Erkrankungen haben COVID-19 gut überstanden

Bonn – Die immunsuppressive Behandlung, die für erwachsene Rheuma-Patienten bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 das Risiko von lebensgefährlichen Erkrankungen erhöht, scheint pädiatrische Patienten bei einer Erkrankung mit COVID-19 nicht zu gefährden. Dies zeigt die Analyse eines Patientenregisters, deren Ergebnisse auf dem Deutschen Rheumatologiekongress 2023 in Leipzig vorgestellt wurden (DOI: 10.3205/23dgrh130).
Das Register für Biologika in der Kinderrheumatologie (BIKER) wurde eingerichtet, um die Sicherheit und Verträglichkeit der Medikamente bei Kindern zu untersuchen, die häufig von der Teilnahme an den Zulassungsstudien dieser Mittel ausgeschlossen waren.
Zu Beginn der Pandemie haben die Initiatoren die Erhebung um ein standardisiertes Formular erweitert, um alle teilnehmenden Zentren proaktiv zu Auftreten, Präsentation und Outcome von SARS-CoV-2-Infektionen bei Kindern mit rheumatischen Erkrankungen zu befragen.
Wie Ariane Klein von der Asklepios Kinderklinik in Sankt Augustin bei Bonn berichtet, ist es zwischen März 2020 und Dezember 2022 bei 885 Patienten zu insgesamt 928 Infektionen mit SARS-CoV-2 gekommen.
Am häufigsten erkrankten Patienten mit einer juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA), gefolgt von einer genetischen Autoinflammation (103 Infektionen), systemischen Autoimmunerkrankungen (78 Infektionen), idiopathischer Uveitis (25 Infektionen) und Vaskulitiden (5 Infektionen).
Jeweils etwa ein Drittel der Patienten war mit konventionellen Basistherapeutika („disease-modifying anti-rheumatic drugs“, DMARD) oder mit Biologika behandelt worden, oder sie hatten keine antirheumatischen Medikamente erhalten.
Die meisten Erkrankungen verliefen insgesamt milde, wobei Patienten, die mit konventionellen DMARD, sprich Methotrexat, behandelt wurden, mit 10,2 Tagen deutlich länger erkrankt waren als Patienten ohne Behandlung (7,7 Tage) oder Patienten, die Biologika (hauptsächlich TNF-Inhibitoren) erhalten hatten (8,2 Tage).
Nur fünf Patienten wurden laut Klein für vier bis sieben Tage stationär behandelt. Es gab nur einen einzigen Todesfall: Eine dreieinhalbjährige Patientin verstarb während der ersten Welle der Pandemie an einer Enzephalopathie und Atemstillstand. Die Patientin war laut Klein wegen einer systemischen JIA mit Methotrexat und Steroiden behandelt worden.
Genetische Tests hätten einen bis dahin unbekannten angeborenen Immundefekt diagnostiziert. Nach den Angaben im BIKER-Register musste kein anderer Patient beatmet oder intensivmedizinisch versorgt werden. Ein Patient erlitt nach der Infektion ein „Paediatric Inflammatory Multisystem Syndrome“ (PIMS), das ohne Komplikationen verlief.
Nach Einschätzung von Klein hat die antirheumatische Behandlung insgesamt keinen negativen Einfluss auf den Schweregrad oder den Ausgang der SARS-CoV-2-Infektion gehabt.
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