Medizin

Studie: Ohne Masken mehr Infektionen an Schulen

  • Freitag, 12. August 2022
/picture alliance, Guido Kirchner
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Boston – In Bezirken des US-Staats Massachusetts, in denen die Maskenpflicht an den Schulen Ende Februar aufgehoben wurde, kam es in den folgenden Wochen deutlich häufiger zu Infektionen bei Schülern und Per­sonal, was zu erheblichen Fehlzeiten führte. Den Ergebnissen einer Differenz-von-Differenzen-Analyse in medRxiv zufolge (2022; DOI: 10.1101/2022.08.09.22278385) könnte der Verzicht auf die Maskenpflicht zeitweise für fast 1/3 der Erkrankungen verantwortlich gewesen sein.

Die föderalen Strukturen in den USA geben den einzelnen Distrikten größere Freiheiten als hierzulande. So überließ es der Bundesstaat Massachusetts Ende Februar den einzelnen Schulbezirken (in Deutschland am ehesten mit den Behörden auf Kreisebene vergleichbar), ob sie weiter an der Maskenpflicht festhalten woll­ten.

Damals gingen die Infektionszahlen in den USA deutlich zurück und die Centers for Disease Control and Pre­vention (CDC) sahen keinen Grund mehr für eine allgemeine Maskenpflicht. In Massachusetts hoben 2 Drittel der Schulbezirke die Maskenpflicht sofort auf. Die meisten anderen folgten in den kommenden Wochen. Nur 2 der 72 Distrikte (Boston und das benachbarte Chelsia) hielten an der Maskenpflicht fest.

Für ein Team um Kathryn Hall von der Harvard Medical School bot sich die Gelegenheit, die Auswirkungen auf die weitere Entwicklung der Infektionszahlen an den Schulen zu untersuchen. Das Instrument der Wahl ist eine Differenz-von-Differenzen-Analyse, die die zeitliche Entwicklung vor und nach der Entscheidung ver­glich.

Vor der Aufhebung der Maskenpflicht war es in allen Schuldistrikten zu einem vergleichbaren Rückgang der Infektionen gekommen. Nach der Freigabe entwickelten sich die Kurven auseinander. Die Forscher konnten dies auch deshalb nachweisen, weil kurz nach der Empfehlung der CDC die nächste Krankheitswelle begann. Sie traf die Schulbezirke ohne Maskenpflicht härter.

Schon in der 1. Woche kam es an Schulen ohne Maskenpflicht zu 1,44 zusätzlichen COVID-19-Fällen auf 1.000 Schüler und Personal. In der 9. Woche war der Unterschied auf 9,68/1.000 gestiegen. Im Verlauf von 15 Wochen kam es kumulativ zusätzlich zu 44,9/1.000 Fällen.

Nach weiteren Berechnungen von Hall könnte die Entscheidung, auf die Maskenpflicht zu verzichten, in den folgenden 15 Wochen für 28,5 % aller Erkrankungen in Massachusetts bei Schülern und für 35,1 % der Er­kran­kungen beim Personal verantwortlich gewesen sein.

Krankheitsbedingt könnte es bei den Schülern zu mindestens 17.505 Fehltagen und beim Personal zu 6.547 Fehltagen gekommen sein.

rme

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