Während der COVID-19-Pandemie wurden mehr Jugendliche aufgrund von psychischen Erkrankungen hospitalisiert

Boston – Die COVID-19-Pandemie war mit einem Anstieg der Hospitalisierungen aufgrund von psychischen Erkrankungen bei Jugendlichen assoziiert. Die häufigsten Diagnosen waren Angststörungen, Depressionen und Suizidalität. Das zeigt eine retrospektive Kohortenstudie, deren Ergebnisse jetzt in JAMA Network Open erschienen sind (2022; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2022.46548).
„Die COVID-19-Pandemie war mit einem Anstieg an psychiatrischen Diagnosen bei Jugendlichen assoziiert, aber das Ausmaß dieses Anstiegs, insbesondere von schweren Erkrankungen, die einer Hospitalisierung bedürfen, war bisher nicht gut charakterisiert“, schreiben Alba Gutiérrez-Sacristán vom Department of Biomedical Informatics der Harvard Medical School, Boston, USA, und ihre Koautoren.
In ihre retrospektive Studie schlossen sie Heranwachsende im Alter von 11 bis 17 Jahren ein, die zwischen Februar 2019 und April 2021 aufgrund einer oder mehrerer psychischer Erkrankungen stationär behandelt wurden. Die Daten stammen aus den elektronischen Patientenakten von 8 Kinderkliniken in den USA und Frankreich.
Deutliche Zunahme an stationären Aufnahmen nach Pandemiebeginn
Verglichen wurde die Zahl der Hospitalisierungen vor der Pandemie (Februar 2019-März 2020) mit der Zahl der Hospitalisierungen während der Pandemie (April 2020-April 2021). In dem präpandemischen Zeitraum wurden an den 8 Kinderkliniken 9.696 Jugendliche aufgrund einer psychischen Erkrankung stationär aufgenommen. In der Pandemie waren es dann 11.101.
Die häufigsten Diagnosen in der Pandemie waren Angststörungen (57,4 %), Depressionen (48,0 %) und Suizidalität oder selbstverletzendes Verhalten (44,2 %). In der Pandemie nahm die Zahl der monatlichen Hospitalisierungen aufgrund von Angststörungen (0,55 %), Depressionen (0,50 %) und Suizidalität oder selbstverletzendem Verhalten (0,38 %) zu.
Anstieg an psychischen Erkrankungen muss über die Pandemie hinaus adressiert werden
Nach dem Ausbruch der Pandemie sei es zu einem geschätzten Anstieg des Anteils an Hospitalisierungen aufgrund psychischer Erkrankungen insgesamt um 0,60 % (95-%-KI 0,31-0,89) gekommen, schreiben die Autoren. Diese Erkenntnisse sprächen für die Bereitstellung von mehr Ressourcen für die Krankenhausversorgung von Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen während der Pandemie und darüber hinaus.
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