Politik

Bedarf an medizinischer Versorgung Ukraine-Geflüchteter besonders groß

  • Montag, 28. März 2022
Katja Kipping (Die Linke, l-r), Berliner Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, Stella Kyriakides, EU-Gesundheitskommissarin, und Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, besuchen das Berliner Ankunftszentrum für Flüchtlinge aus der Ukraine am ehemaligen Flughafen Tegel./picture alliance, Christoph Soeder
Katja Kipping (Linke, von links), Berliner Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, Stella Kyriakides, EU-Gesundheitskommissarin, und Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, besuchen das Berliner Ankunftszentrum für Flüchtlinge aus der Ukraine am ehemaligen Flughafen Tegel. /picture alliance, Christoph Soeder

Berlin – Weil es ab der ukrainischen Grenze sichere Fluchtwege gibt, ist der Bedarf an medizinischer Versorgung von Geflüchteten aus der Ukraine besonders groß. Darauf hat Berlins Senatorin für Arbeit und Soziales, Katja Kipping (Linke), heute hingewiesen.

Es gebe „einen sehr hohen Prozentsatz“ an Geflüchteten, die pflegebedürftig, krank und gebrechlich seien oder eine Behinderung hätten, sagte sie heute anlässlich eines Besuchs von Kipping gemeinsam EU-Ge­sundheitskommissarin Stella Kyriakides und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bei einem Erst­aufnahmezentrum am ehemaligen Flughafen Tegel in Berlin.

Alleine in Berlin sind demnach in den vergangenen 14 Tagen dutzende Menschen angekommen, die me­dizinische Hilfe benötigen. Mit Verweis auf einen Arzt des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) sagte Kipping, es seien allein 80 Kinder mit posttraumatischen Störungen angekommen, darunter Durchfall.

Darüber hinaus seien 150 ältere Patienten mit Herz-Kreislauf-Problemen versorgt worden, 250 Fälle von Menschen mit Dia­betes und bis zu 50 Fälle von menschen mit chronischen Erkrankungen mit hoher Pfle­gebedürftigkeit. Auch Dialysepatienten seien keine Einzelfälle, es habe immerhin zwölf Fälle in zwei Woche gegeben, sagte Kipping.

Darüber hinaus gebe es auch Geflüchtete mit Suchtmittelproblemen, weil Methadon in der Ukraine frei zugänglich sei. „Auch dafür müssen Lösungen gefunden werden.“ Gezählt wurden auch fünf Fälle von Menschen mit epileptischen Erkrankungen sowie verschiedenen Verletzungen.

„Hier kommt einiges an, nicht nur an menschlichen Schicksalen, sondern auch an pflegerischem und me­dizinschen Bedarf“, sagte die Berliner Senatorin. Kipping betonte, man stehe „vor eine Mammutauf­gabe, um die Menschen gut zu versorgen und ihnen einen guten Start in die neue Heimat zu ermög­lichen“. Sie hoffe daher auf eine sinnvolle Verteilung der Menschen auf die anderen Bundesländer und innerhalb der Europäischen Union.

Bundesgesundheitsminster Karl Lauterbach (SPD) versicherte heute erneut, er werde alles dafür tun, um die medizini­schen Bedürfnisse zu erfüllen. „Sie erwarten unsere Hilfe und sie werden unsere Hilfe be­kommen“, versprach der Minister.

Lauterbach betonte, es sei für ihn als Arzt und Gesundheitsminister „bestürzend“, wie krank und versehrt die Menschen seien, die nach Deutschland kämen. Wenn man den „barbarischen Krieg“ und die Grausam­keit verstehen wolle, die von Putins Angriffskrieg ausgehe, dann müsse man in solche Hallen gehen und die Einzelschicksale der Menschen sehen, die dort versorgt“ würden.

Der Minister erklärte, man helfe der Ukraine derzeit auf verschiedenen Ebenen. So bringe man etwa Medikamente wie Narkose- und Betäubungsmittel in die Ukraine hinein. Es gebe dafür derzeit eine pauschale Ausfuhrgenehmigung. Zudem versorge man in Deutschland Verwundete und schwer Verletzte wie etwa auch Minenopfer.

Diese würden über Anrainerstaaten in die EU geflogen. In Deutschland würden derzeit 17 weitere Fälle in nächsten Stunden erwartete. Die Schwerstverletzten sollen in ganz Deutschland nach dem Kleeblattsystem verteilt werden.

Der Minister betonte zugleich, die Flüchtline aus der Urkraine erhielten eine ähnliche medizinische Ver­sorgung wie die Menschen in Deutschland. Das sei entweder über Krankenscheine oder die elektro­nische Gesundheitskarte möglich. Man arbeite eng mit den Krankenkassen zusammen.

Die medizinische Versorgung der Geflüchteten wird Lauterbach zufolge bei der Ankunft sichergestellt. Bei jedem werde überprüft, ob ein dringendes medizinisches Porblem vorliege. Diese würden dann sofort im Krankenhaus behandelt oder über die ambulante medizinische Versorgung angeboten.

„Es ist absolut herzzerreißend zu sehen, wie so viele Menschen ihr Leben wegen eines sinnlosen und barbarischen Krieges zurückgelassen haben“, sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Es sei aber auch „herzerwärmend“ zu sehen, wie sie willkomen geheißen würden.

Kyriakides dankte Deutschland für die zentrale Rolle, die es in der Ukraine-Krise übernommen hat. Das sei „europäische Zusammenarbeit“ in bester Form. „Wir leben in dunklen Zeiten, aber Europa ist stärker, wenn es zusammenarbeitet.“

may

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