Beim Roll-Out der elektronischen Patientenakte drohen Verzögerungen

Berlin – Der bundesweite Roll-Out der elektronischen Patientenakte (ePA) soll sich den ab Mitte Januar stattfindenden Tests erst dann anschließen, wenn die Erfahrungen in den Modellregionen positiv sind. Dies sichert Susanne Ozegowski, Leiterin der für Digitalisierung und Innovation zuständigen Abteilung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), in einem Schreiben an den Bundesverband Gesundheits-IT (bvitg) zu.
Dies gelte auch für die Nutzungsverpflichtung der Leistungserbringer, so Ozegowski in dem Brief, der dem Deutschen Ärzteblatt vorliegt. Aus Erfahrung wisse man, dass „bei digitalen Projekten dieser Größenordnung Verzögerungen nicht immer vollständig ausgeschlossen werden können“.
Der bvitg warnte jüngst vor gleich mehreren Faktoren, die den politisch anvisierten erfolgreichen Start der „ePA für alle“ im Februar noch bedrohen könnten. In einem Schreiben an das BMG wurde mit Blick auf den aktuellen Umsetzungsstand unter anderem kritisiert, dass die Stabilität und Reife der Referenzumgebung noch nicht in vollem Umfang gegeben sei.
Die Primärsystemhersteller würden so in ihrer technischen Umsetzung der ePA für alle erheblich beeinträchtigt, da grundlegende Funktionalitäten sowie der Entwicklungsstand bislang nur eingeschränkt erprobt werden könnten. Umfassende Testungen seien aber gerade aufgrund der neuen und noch nicht in der Tiefe erprobten Spezifikationen von besonders großer Bedeutung. Andernfalls bestehe das Risiko, dass die Systeme in der Realumgebung möglicherweise nicht in vollem Umfang wie vorgesehen arbeiten würden.
Für weitere Herausforderungen sorgten insbesondere vor dem Hintergrund der ohnehin knappen Umsetzungszeit unerwartete und kurzfristige Änderungen in den technischen Vorgaben. Fragen wirft aus Sicht der IT-Industrie auch die vorgesehene Gestaltung der internen Organisation sowie Performance- und Supportstrukturen der Modellregionen auf.
In diesen Regionen sollen Praxen, Kliniken und weitere Einrichtungen vor dem für Mitte Februar geplanten bundesweiten Roll-Out der ePA als Tester die Alltagstauglichkeit der Softwarelösungen prüfen. Die noch unklare detaillierte Planung zu Abläufen und Strukturen könne Probleme bergen, so der Bundesverband Gesundheits-IT.
Die Vorschläge der Industrie an das BMG umfassen im Wesentlichen zwei Kernelemente: Erstens eine Verlängerung des bislang auf vier Wochen geplanten Erprobungszeitraums, um reale Abläufe und Anforderungen, die in der Praxis regelmäßig auftreten, im Echtbetrieb zu testen. Und zweitens die Verschiebung des abschließenden und flächendeckenden Roll-Outs auf das zweite Quartal 2025.
Auf diese konkreten Vorschläge des IT-Verbandes geht das BMG im Antwortschreiben nicht direkt ein. Ozegowski gesteht zwar einen „zeitlichen Verzug in der Entwicklungs-Roadmap“ ein, will aber den gesetzlichen Zieltermin für den bundesweiten Roll-Out mit bestimmten Maßnahmen trotzdem erreichen.
Unter anderem soll die Gematik für eine „fokussierte Umsetzung und Testung in den Modellregionen, die Hand in Hand mit den Primärsystemherstellern und den Leistungserbringern vor Ort“ geht, kurzfristig ein Vorgehen mit den Beteiligten abstimmen.
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