FDP-Bundestagsfraktion plädiert für Abschaffung des Fernbehandlungsverbotes

Berlin – Die vollständige Abschaffung des Fernbehandlungsverbotes fordert die FDP-Bundestagsfraktion in ihrem Beschluss zum „Digitalpakt für das Gesundheitswesen“. Verordnungen von Arznei-, Verband-, Heil- und Hilfsmitteln sowie Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen sollen grundsätzlich auch ohne persönlichen Erstkontakt ermöglicht werden.
Die Coronakrise zeige, wie sehr Deutschland bei der digitalen Transformation des Gesundheitswesens hinterherhinkt, heißt es in dem Papier, das im Rahmen ihrer Herbstklausur vom 2. bis 3. September von der Fraktion beschlossen wurde. Wie auch im Bildungswesen und der öffentlichen Verwaltung seien die Digitalisierungsdefizite im Gesundheitswesen seitens der politisch Verantwortlichen „jahrelang erfolgreich ignoriert“ worden.
Damit habe man systematisch Chancen vertan – etwa durch den Aufbau einheitlicher digitaler Schnittstellen den Informationsaustausch der Akteure im Gesundheitswesen sektorenübergreifend günstiger, schneller und bruchfreier zu gestalten.
Für eine zügige Entwicklung und Implementierung digitaler Lösungen würde oft die notwendige Infrastruktur fehlen, auf der sie aufsetzen könnten. Digitale Schnittstellen zwischen Testzentren, Laboren, Gesundheitsämtern, Arztpraxen sowie Krankenhäusern schätzt die FDP-Fraktion als „derzeit mangelhaft“ ein.
Zudem würden datenschutzrechtlich abgesicherte und erprobte Prozesse fehlen, die es erlaubten, personenbezogene Gesundheitsdaten digital zu erheben, zu verarbeiten und automatisiert über derartige Schnittstellen verschiedenen, dazu befugten Akteuren des Gesundheitssystems zugänglich zu machen.
Konkret fordert die FDP-Fraktion unter anderem die Einrichtung einer Task-Force zur Aufarbeitung der Digitalisierungsdefizite, welche während der Coronakrise deutlich wurden. Auf Basis der Erkenntnisse der Task-Force soll unter Einbeziehung von Ländern und Kommunen eine umfassende Digitalisierungsstrategie und ein Umsetzungsplan zur Behebung der identifizierten Mängel ausgearbeitet werden.
Zur Unterstützung der Arbeit der Task-Force solle eine Onlineplattform eingerichtet werden, auf der Bürger sowie weitere Stakeholder während der Coronakrise gemachte und im Zusammenhang mit der Digitalisierung des Gesundheitswesen stehende Erfahrungen eintragen und konkrete Verbesserungsvorschläge unterbreiten können.
Bezüglich der elektronischen Patientenakte (ePA) spricht sich die FDP für eine möglichst schnelle Einführung aus – auch mit abgestuften Zugriffsrechten. Im Gegensatz zu den derzeitigen Planungen solle die ePA als Opt-out-Option eingeführt werden: Der Versicherte müsste nicht selbst aktiv werden, um seinen Zugang zu erhalten.
Um die Vernetzungsprozesse zwischen niedergelassenen Haus- und Fachärzten, akutstationären Kliniken, Rettungsdiensten, ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen und Rehabilitationskliniken zu beschleunigen und die vollständige Interoperabilität aller Akteure im deutschen Gesundheitssystem zu gewährleisten, müsse die „digitale Konnektivität“ weiter verstärkt werden.
Und: Um die Digitalkompetenz der Fachkräfte im Gesundheitssystem zu sichern, solle es eine systematische Aus- und Weiterbildung medizinischen Personals im Umgang mit digitalen Anwendungen geben. Auch die Bürger sollen über die Möglichkeiten und den Nutzen der Digitalisierung im Gesundheitswesen, die Chancen und „wirklichen Risiken“, aufgeklärt werden.
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