Politik

Öffentlichen Gesundheitsdienst gegen kommende Krisen wappnen

  • Donnerstag, 17. August 2023
/momius, stock.adobe.com
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Berlin – Zu wenig Personal und unklare Kommunikationsstrukturen waren zwei wesentliche Probleme, mit denen der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) während der Coronapandemie zu kämpfen hatte. Das zeigt eine Befragung der Gesundheitsämter in Deutschland, deren Ergebnisse jetzt im Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Institutes (RKI) erschienen sind (Ausgabe 23/2023).

„Die durchgeführte Studie kommt zu dem Schluss, dass eine umfassende Stärkung des ÖGD erforderlich ist, um besser auf die Bewältigung zukünftiger Krisensituationen vorbereitet zu sein“, ziehen die Forschungs­gruppe von der Berlin School of Public Health und dem RKI ein Fazit.

Die Arbeitsgruppe befragte die Gesundheitsämter im Oktober 2022. Die Onlinestudie umfasste 29 Punkte zu den Bereichen „Krisenplanung vor der Pandemie“, „Aufbauorganisation“, „Ablauforganisation“, „Personal“, „Nor­malbetrieb“ „externe Krisenkommunikation“ und „Evaluierung“.

Ausgewertet wurden die Antworten von 92 vollständig ausgefüllten Fragebögen, was knapp 25 Prozent aller lokalen Gesundheitsbehörden in Deutschland entspricht.

Es zeigte sich unter anderem: Trotz enormer Aufstockungen reichten die personellen Ressourcen nicht aus. Durch die Einbeziehung des Personals aus anderen Bereichen der Gesundheitsbehörden sahen etwa drei Viertel der Befragten den Normalbetrieb in ihrer Behörde stark eingeschränkt, zum Beispiel bei den Schul­eingangsuntersuchungen.

„Die langfristigen Auswirkungen der reduzierten Arbeit in anderen Bereichen der Behörden können noch nicht abgesehen werden“, hieß es aus der Arbeitsgruppe.

Weitere wesentliche Herausforderungen waren offenbar die Kommunika­tions­­strukturen – mit den Bundes- und Landesebenen sowie zwischen den lokalen Gesundheitsbehörden.

Die Teilnehmer machten deutlich, dass die Krisenkommunikation seitens der Bundes- und Landesebenen künftig angepasst werden sollte. Sie wünschen sich zum Beispiel konkretere Handlungsanweisungen sowie mehr Zeit für die eigene Ausgestaltung von Vorgehensweisen.

„Neben einer besseren Vernetzung der Behörden, die unter anderem im Pakt für den ÖGD vorgesehen ist, ist auch eine Aufarbeitung der Krisen­kom­­muni­kationsstrukturen zwischen Bundes-, Landes- und Kommunalebe­nen not- wendig“, folgert die Arbeitsgruppe.

Die Bedürfnisse und Expertise der lokalen Ebene des ÖGD sollten von übergeordneten Behörden im nächsten Krisenfall stärker berücksichtigt werden. Insbesondere sollten zeitliche Abläufe der Kommunikation festge­legt werden.

Wichtig sei außerdem, dass die lokalen Gesundheitsbehörden auch selbst ihr Pandemiemanagement aufar­bei­ten. Angebote der Bundesebene für das kommunale Krisenmanagement sollten auf ihre Funktionalität ge­prüft werden und den lokalen Gesundheitsbehörden künftig besser bekannt gemacht werden. Krisenpläne sollten aktualisiert oder – wo nicht vorhanden – in Vorbereitung auf weitere Krisenfälle erstellt werden.

Jeder Behörde sollte zudem festlegen, in welchen Bereichen der Normalbetrieb auch während Krisensituatio­nen unbedingt aufrechterhalten werden sollte, folgert das Forschungsteam aus der Umfrage.

hil

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