Spahn kündigt neue Corona-Strategie für kalte Jahreszeit an

Berlin – Mit massenhaften Corona-Schnelltests, neuartigen Fieberambulanzen und der verschärften Kontrolle von Reiserückkehrern will die Bundesregierung die weitere Ausbreitung des Virus eindämmen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) stellte heute die Grundzüge einer neuen Strategie vor, mit der er dem erwarteten Anstieg der SARS-CoV-2-Infektionszahlen im Herbst und Winter entgegentreten will. Sie soll Mitte Oktober in Kraft treten.
An die neuen Fieberambulanzen sollen sich Patienten mit Atemwegssymptomen wenden können, sagte Spahn. So solle vermieden werden, dass sich das Virus in den Wartezimmern von Arztpraxen ausbreitet. Die Ambulanzen sollten sich entweder außerhalb von Praxen befinden, oder es sollten spezielle Schwerpunktsprechstunden in den Praxen angeboten werden.
Der Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) verwies diesbezüglich darauf, dass die Praxen gut für die kommenden Wochen vorbereitet seien. Dies gelte für das vermehrte Auftreten von Erkältungskrankheiten, grippalen Infekten und auch potenziellen COVID-19-Fällen. Man könne flächendeckend das Infektionsgeschehen meistern, erklärten heute Andreas Gassen, KBV-Vostandvorsitzender, und Stephan Hofmeister, stellvertretender KBV-Vorstandsvorsitzender.
Weiterer Bestandteil der neuen Strategie sollen Schnelltests sein. Sie sollten beispielsweise für die Besucher von Pflegeheimen angeboten werden, sagte Spahn. So könne „innerhalb von 15, 20 Minuten vor Ort durch eine Speichelprobe oder einen Nasenabstrich“ festgestellt werden, ob jemand infiziert ist oder nicht, sagte der Minister im Deutschlandfunk. Diese Tests wolle er „eher millionenfach jeden Monat einsetzen".
Ein Sprecher von Spahns Ministerium räumte ein, dass diese Schnelltests noch nicht so verlässlich seien wie die herkömmlichen Tests. „Sie sind eine Ergänzung", sagte er. Zum Einsatz kommen könnten sie etwa auch bei Reiserückkehrern und bei Gesundheitspersonal.
Grünen-Chefin Annalena Baerbock verwies darauf, dass ihre Partei „seit Monaten" eine umfassende Corona-Strategie für Herbst und Winter anmahne. Es gehe darum, wegzukommen von „Einzelvorschlägen und Einzelmaßnahmen". Gebraucht werde ein Pandemierat. Bei Vorschlägen wie etwa zu den Fieberambulanzen müsse mitbedacht werden, dass dafür auch das Personal zu Verfügung steht.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz begrüßte den Vorschlag von Fieberambulanzen, mahnte aber eine weitergehende Unterstützung von Pflegeeinrichtungen an. Es müssten „mobile Corona-Einsatzteams" zur Verfügung gestellt werden, um akute Personallücken in den Heimen zu schließen, sagte Vorstand Eugen Brysch. Es dürfe sich nicht wiederholen, dass infizierte Pflegekräfte weiterarbeiten, nur weil es keinen Ersatz gibt.
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