Politik

Stärkung des Pflegestudiums: Breite Zustimmung, aber Fragen bei Finanzierung

  • Mittwoch, 27. September 2023
/picture alliance, Caro, Seeberg
/picture alliance, Caro, Seeberg

Berlin – Die geplanten Neuregelungen der akademischen Pflegeausbildung treffen auf breite Zustimmung der Fachverbände. Kritik wurde bei der Anhörung im Bundesgesundheitsausschuss an der Finanzie­rung des Studiums sowie an einzelnen Änderungsanträgen zum Pflegestudiumstärkungsgesetz (PflgStudStG) geübt.

So zeigte sich die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) wenig begeistert von den Plänen der Bundestags­fraktionen SPD, Grüne und FDP zur Nachbesserung bei den Hybrid-DRG. Ihr Änderungsantrag sieht vor, dass auch nicht im AOP-Katalog (Katalog ambulant durchführbarer Operationen) genannte Codes bei der Umset­zung der Hybrid-DRG berücksichtigt werden können.

Außerdem soll die bislang vorgegebene Frist, innerhalb derer GKV-Spitzenverband, DKG und Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) die Auswahl der Hybrid-DRG überprüfen und falls nötig anpassen müssen, um ein Jahr vom 31. März 2025 auf den 31. März 2024 vorziehen.

„Speziell dieser kurze Zeitraum ist kritisch zu sehen“, erklärte die stellvertretende DKG-Vorstandsvorsitzende Henriette Neumeyer. Es sei fragwürdig, ob er angesichts der Komplexität des Vorhabens ausreichend sei.

Der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands (SpiFA) hingegen begrüßt genau diese geplante Neuregelung explizit. Sie helfe, die Beschleunigung der Ambulantisierung von bisher unnötig stationär erbrachten Leis­tungen voranzubringen, erklärte der Vorstandsvorsitzende Dirk Heinrich.

Das von der DKG, der KBV und dem GKV-Spitzenverband in Auftrag gegebene Gutachten des IGES-Instituts aus dem vergangene Jahr habe insgesamt über 5.000 Leistungen identifiziert, die ambulant erbracht werden könnten. Bisher umfasse der Katalog ambulant durchführbarer Operationen (AOP-Katalog) nur rund halb so viele Leistungen.

Es sei deshalb an der Zeit, die Ambulantisierung endlich zu beschleunigen. „Das entspricht auch dem Wunsch der Patienten, denn wer will schon gern ins Krankenhaus“, erklärte der SpiFA-Vorstandsvorsitzende, Dirk Heinrich.

Ein weiterer Änderungsantrag bezieht sich auf die derzeit laufende Errichtung der Stiftung Unabhängige Pa­tientenberatung Deutschland (UPD). Dem Stiftungsrat sollen nach bisheriger Planung benannte ehrenamt­li­che Vertreterinnen und Vertreter von Patientenorganisationen angehören.

Da sich gezeigt habe, dass eine Begrenzung auf ehrenamtliche Vertreter den Patientenorganisationen Schwierigkeiten bereite, soll klargestellt werden, dass sich die Ehrenamtlichkeit lediglich auf die Rolle im Stiftungsrat bezieht. Die Patientenorganisationen sollen demnach selbst entscheiden können, ob sie haupt- oder ehrenamtliche Vertreter in den Stiftungsrat entsenden.

Gregor Bornes, Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft der Patientenstellen- und initiativen (BAGP), befür­wor­tete den Antrag. „Wir begrüßen diese Regelung ausdrücklich“, sagte er. Sie gebe den Patientenorganisatio­nen die Freiheit, Verbandsspezialisten in die Stiftung zu entsenden.

Die geladenen Verbände der Pflege begrüßten die Ausrichtung des Gesetzentwurfs mehrheitlich. Er sieht vor, die hochschulische Pflegeausbildung zu stärken, indem sie als duales Studium ausgerichtet wird und die Studentinnen und Studenten eine Ausbildungsvergütung erhalten.

Die praktische Ausbildung soll dabei durch einen Ausgleichsfonds finanziert werden, in den der Bund und die Länder, die gesetzliche und die private Krankenversicherung sowie mittelbar die Pflegebedürftigen einzahlen.

Der Deutsche Pflegerat begrüßte diese Neuausrichtung und erklärte, die Finanzierung werde die Attraktivität des Pflegestudiums deutlich erhöhen, was wiederum zur gewünschten Akademisierung beitragen werde. Der Akademisierungsgrad bleibt nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums bisher weit hinter den ge­wünschten zehn Prozent zurück.

Allerdings müsse die Ausbildungskostenumlage von den Eigenanteilen, die überwiegend die Pflegebedürfti­gen in den Pflegeeinrichtungen tragen, abgekoppelt werden. Auch der Bundesverband privater Anbieter so­zialer Dienste (bpa) kritisierte das. Die Vergütung werde zwangsläufig zu einer Erhöhung der Eigenanteile führen, eine Entlastung der Pflegeangehörigen sei so nicht umzusetzen.

Die Bundearbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege sah die Gefahr höherer Eigenanteile ebenfalls, betonte jedoch, dass die Sicherung des pflegerischen Nachwuchses von größerer Bedeutung sei.

Der Berufsverband Kinderkrankenpflege hingegen teilt diese Hoffnung nicht. Das Pflegestudium trage in die­sem Bereich in keiner Weise zur Verbesserung der Versorgungssituation und -qualität bei. Es sei so generalis­tisch ausgerichtet, dass eine Anschlussqualifikation in jedem Fall erforderlich sei.

Die Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft betonte demgegenüber, dass hierzulande großer Aufholbe­darf herrsche. In anderen europäischen Ländern sei die Akademisierung der Pflege weitaus fortgeschrittener. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe stimmte dem zu und betonte, dass mittlerweile durch Studien hinreichend belegt sei, dass akademische Pflegekräfte die Qualität der Pflege deutlich verbessern.

Hier stimmte auch die DKG zu. Die Zahl der Pflegestudenten bleibe bisher hinter den Erwartungen zurück, während der Bedarf nach akademischen Kräften angesichts der immer komplexer werdenden Pflege stetig steige, mahnte Neumeyer: „Von daher ist das ein Prozess, den wir eher langfristig sehen, statt mit Fokus auf die aktuelle Krankenhausreform.“

lau

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung