Behindertenrat lehnt strenge Regelungen nur für Risikogruppen ab

Berlin – Mehr Rücksicht auf Behinderte in Zeiten der Coronakrise fordert der Deutsche Behindertenrat (DBR). Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen in allen Altersstufen seien besonders von den Maßnahmen zur Eindämmung betroffen, erklärte die DBR-Sprecherratsvorsitzende Verena Bentele in Berlin.
Die Besuchs- und Ausgangsbeschränkungen bedeuteten für viele behinderte Menschen mehr Ausgrenzung denn je. „Sie bleiben zu Hause oder in stationären Wohnformen, können zum Teil nicht zur Arbeit und müssen auf Besuch verzichten, weil sie vor Corona geschützt werden sollen.“ Viele Möglichkeiten der Freizeitgestaltung fielen weg, Kontakte zu Freunden und Familie würden stark eingeschränkt.
Forderungen, dass für Menschen mit Behinderung, chronisch Kranke oder Ältere zu ihrem eigenen Schutz strenge Regeln beibehalten werden sollten und dafür im Gegenzug für den Rest der Bevölkerung weitreichende Lockerungen gelten könnten, erteilte der DBR eine klare Absage.
„Alle Menschen sollten sich an die im Moment notwendigen Regeln des Zusammenlebens halten“, sagte Bentele. Mit Schutzkleidung und Hygienestandards für alle Menschen müsse es möglich sein, dass auch alle Menschen an der Gesellschaft teilhaben könnten. Sie äußerte sich anlässlich des morgigen Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung.
Angesichts der gegenwärtigen Bedeutung digitaler Technik erneuerte der Behindertenrat seine Forderung nach vollständiger Barrierefreiheit für alle Bereiche, die von Digitalisierung betroffen sind. Das gelte für Inhalte und aktuelle Informationen zur Pandemie, aber auch für Software und mobile Apps von Bestellplattformen und Lieferservices, auf die viele Menschen derzeit zurückgreifen müssten.
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