Geflüchteten fehlen Zugänge zu Gesundheitsversorgung

Berlin – Einem Bericht zufolge werden geflüchtete Menschen in der öffentlichen Gesundheitsversorgung in Deutschland benachteiligt. Deutschland komme seinen nach internationalen Verträgen bestehenden Verpflichtungen nicht angemessen nach, kritisiert die Bundesweite Arbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer (BAfF) in einem heute in Berlin vorgelegten Papier.
Die Arbeitsgemeinschaft spricht von „erheblichen Zugangsbarrieren“ zum öffentlichen Gesundheitssystem. Sie fordert, Flüchtlingen müsse von Anfang an in allen Bundesländern eine Krankenkassenkarte zur Verfügung stehen. So könnten diese das öffentliche Gesundheitssystem ebenso wie gesetzlich Versicherte nutzen.
Auch Sprachbarrieren verhindern laut BAfF oft den Zugang zu medizinischer Versorgung. Die Arbeitsgemeinschaft will daher einen gesetzlichen Anspruch auf Sprachvermittlung im gesundheitlichen sowie rechtlichen und sozialen Bereich für Menschen ohne Deutschkenntnisse.
Kranken und traumatisierten Menschen fehlt es dem Papier zufolge an Möglichkeiten, ihre Erfahrungen aufzuarbeiten oder diesen Bedarf rechtlich geltend zu machen. Gerade für Menschen mit traumatischen Erlebnissen sei es schwierig, sich von ihren körperlichen und psychischen Beschwerden zu erholen, wenn sie jahrelang in Massenunterkünften leben und unklare Bleibeperspektiven haben, so die BAfF. Sie fordert daher in allen gesellschaftlichen Bereichen bessere Teilhabemöglichkeiten für geflüchtete Menschen.
Der Bericht „Flucht und Gewalt“ stützt sich auf die Erfahrungen von 47 Psychosozialen Zentren (PSZ). Knapp 20.000 Klienten wurden den Angaben zufolge im Jahr 2020 in den Zentren dabei unterstützt, für ihre Rechte einzutreten und mit den psychosozialen Folgen von Flucht, Gewalt und Folter umzugehen.
Der eigentliche Bedarf liege weit darüber und werde durch die aktuelle Fluchtbewegung aus der Ukraine noch deutlicher, so die BAfF. Die Arbeitsgemeinschaft fordert daher eine stetigere Finanzierung von ihren und anderen Angeboten für Überlebende von Flucht und Gewalt.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: