Krankenhäuser sollten eigene Hitzeschutzpläne erstellen

Berlin – Krankenhäuser müssen eigene Hitzeschutzpläne erstellen, um auf Hitzewellen vorbereitet zu sein. Dazu rief der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (Klug), Martin Herrmann, heute in Berlin bei einer Pressekonferenz des Aktionsbündnisses Hitzeschutz Berlin auf.
Das Bündnis hat Musterhitzeschutzpläne unter anderem für Krankenhäuser erstellt, auf deren Grundlage des Bundesgesundheitsministerium vor kurzem nationale Hitzeschutzpläne für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen vorgelegt hat.
Die einzelnen Krankenhäuser könnten diese Musterpläne nutzen, um eigene Pläne zu erstellen, die die jeweiligen baulichen Vorgaben berücksichtigen, sagte Herrmann. Dabei geht es unter anderem darum, Hitzeinseln im Krankenhaus zu identifizieren sowie kühle Räume, in die vulnerable Patientinnen und Patienten bei Hitzewellen gebracht werden könnten.
Der Präsident der Ärztekammer Berlin, Peter Bobbert, erklärte, dass die Hitzeschutzpläne für Krankenhäuser auch viele Aufgaben enthielten, die sofort umgesetzt werden könnten und die nicht teuer seien: Aufklärung und Fortbildung der Mitarbeitenden, zum Beispiel. „Wichtig ist es auch, die Verantwortlichkeiten in den Krankenhäusern zu verteilen und Mitarbeitende zu benennen, die sich in einer Hitzephase darum kümmern, dass Patienten und Personal geschützt werden“, so Bobbert.
Jeder Hitzetote ist unnötig
„Hitze ist eine Gefahr für die Gesundheit. Hitze tötet Menschen“, betonte Bobbert. „Und die Zahl der Hitzetage wird weiter ansteigen. Die Gefahr für die Gesundheit der Menschen wird deshalb größer werden.“ Dabei müsse es der Anspruch sein, dass kein Mensch in Deutschland an Hitze sterben dürfe.
„Jeder Hitzetote ist unnötig“, betonte Bobbert. „Denn es ist einfach, sich vor Hitze zu schützen. Die beste Medizin gegen die Hitze ist die Einhaltung bestimmter Verhaltungsregeln: vor allem die Hitze zu meiden und ausreichend zu trinken.“ Es sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, auf die Menschen zu achten, die diese einfachen Verhaltensweisen nicht umsetzen könnten: alte Menschen, zum Beispiel, oder Obdachlose.
Herrmann betonte: „Wir müssen uns auch auf die Gefahr eines Hitzedoms vorbereiten, bei dem eine Hitzewelle über einen längeren Zeitraum an einem Ort bleibt. Wenn in diesem Sommer ein solcher Hitzedom über Berlin oder dem Ruhrgebiet entstehen sollte, wären wir darauf nicht vorbereitet.“ Deshalb müsse ein solches Szenario durchgespielt werden. Und alle Institutionen müssten das Thema Hitzeprävention auf ihre Agenda setzen.
Engagement für den Hitzeschutz steigt
Das Aktionsbündnis Hitzeschutz Berlin wurde im Jahr 2022 von der Ärztekammer Berlin, von Klug und der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege gegründet. Zwei Jahre später gehören dem Bündnis 20 Mitglieder an, unter anderem die Berliner Krankenhausgesellschaft, die Kassenärztliche Vereinigung Berlin sowie einzelne Krankenhäuser wie die Charité oder das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe.
„Die Beteiligung an unserem Bündnis ist stark gestiegen“, sagte Herrmann. „Wir haben viele neue Partner gefunden.“ Dadurch gebe es auch ein besseres Verständnis von den Gefahren, die von Hitze ausgeht. „Nur mit einem großen Bündnis können wir der Gefahr durch Hitze begegnen“, so Herrmann. Jüngstes Mitglied des Bündnisses ist die Apothekerkammer Berlin, mit deren Hilfe ein Musterhitzeschutzplan für Apotheken erstellt wurde.
Herrmann betonte, dass der Klimaschutz – also die Reduzierung von Treibhausgasemissionen – die wichtigste Präventionsmaßnahme sei, um die Gefahr durch Hitze zu reduzieren. „Wenn wir im Klimaschutz nicht große Fortschritte machen, bekommen wir Hitzeszenarien, die wir nicht mehr kontrollieren können“, sagte Herrmann. „Deshalb gehört Klimaschutz ganz klar auch zum Hitzeschutz dazu.“
Bobbert wies darauf hin, dass der Deutsche Ärztetag bereits im Jahr 2021 ein klimaneutrales Gesundheitswesen bis zum Jahr 2030 gefordert habe. „Vor diesem Hintergrund fordern wir die Politik jetzt auf, Nachhaltigkeit in die aktuelle Krankenhausreform aufzunehmen“, sagte Bobbert. Wenn die deutsche Krankenhauslandschaft schon umgebaut werde, müsse diese Chance genutzt werden, um die Treibhausgasemissionen der Krankenhäuser zu reduzieren.
Hitzeschutz ist wichtiger als Denkmalzschutz
Die Berliner Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege, Ina Czyborra, kündigte an, dass der Berliner Senat ressortübergreifend bis zum Jahr 2025 einen landesweiten Hitzeaktionsplan erarbeiten wolle. Darin sollen sowohl vorbeugende Maßnahmen als auch Akutmaßnahmen zur Reduktion von Hitzegefahren aufgeführt werden. „Wir müssen dabei auch stärker Bereiche wie Verkehr, Bauen und Arbeiten in den Blick nehmen“, sagte Czyborra.
Derzeit komme es vor, dass der Hitzeschutz durch den Denkmalschutz ausgebremst werde. Da müsse man sich künftig entscheiden, was schwerer wiege. Czybolla betonte: „Wir müssen uns klar sein, dass Hitzeschutz wichtiger ist als Denkmalschutz.“
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